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Entwicklungshelfer zu AfghanistanStärkerer Einsatz für Staatssicherheit

NGO haben eine Fortsetzung des deutschen Engagements in Afghanistan gefordert. Militärische Interessen dürften nicht über zivilen stehen.

"Erst Waffen verteilen und anschließend versuchen Menschenrechte zu unterrichten funktioniert nicht", kritisiert "medica mondiale"-Sprecherin Monika Hauser. Bild: ap

BERLIN taz | Entwicklungshelfer haben eine bessere Ausbildung der Afghanischen Sicherheitskräfte gefordert. Einen Monat vor der internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn pochen internationale Nichtregierungsorganisationen in einem Positionspapier auf einen stärkeren Einsatz für eine funktionierende Staatssicherheit.

So sei die Angst in der Bevölkerung und bei den internationalen Helfern vor dem Abzug der internationalen Truppen enorm, mahnte der Verbandsvorsitzende der deutschen Nichtregierungsorganisationen (VENRO) Ulrich Post vor Journalisten in Berlin. Er befürchtet dadurch eine "Verschärfung bestehender Konflikte und Übergriffe".

Trotz der Milliardenhilfen, die in den Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte investiert wurden, befindet sich laut Entwicklungshelfern die afghanische Polizei in "einem desolaten Zustand". Grund dafür sei, dass militärische Interessen über den zivilen Interessen in Afghanistan ständen.

Dabei ist nach Ansicht der Organisation "medica mondiale" die Rekrutierungspraxis von Sicherheitskräften fatal. "Erst Waffen verteilen und anschließend versuchen Menschenrechte zu unterrichten funktioniert nicht", so Vorstandssprecherin Monika Hauser. Dadurch sei es zu einer Brutalisierung der männlichen Gewalt gekommen. Jennifer McCarthy vom europäischen Afghanistan-Netzwerk ENNA berichtete, dass die Sicherheit in einigen Regionen sich in den vergangenen fünf Jahren massiv verschlechtert hätte. Bewohner trauten sich nicht mehr von Dorf zu Dorf zu reisen.

Am 5. Dezember kommt in Bonn die internationale Staatengemeinschaft zur Afghanistan-Konferenz zusammen. Unter der Leitung der afghanischen Regierung sollen die zivilen Aspekte des Prozesses der Verantwortungsübergabe an die afghanische Regierung bis 2014 geregelt werden. Bis zu diesem Datum ist auch der Abzug der deutschen Truppen geplant. Zudem soll eine Strategie für eine langfristige internationale Hilfe diskutiert werden. Der Fokus soll dabei nicht mehr auf militärische Interventionen liegen.

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2 Kommentare

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  • P
    PeterPan

    Ich würde mich sehr freuen, wenn die Taz sich endlich von dieser grauenvollen Kriegspropagandamaschinerie lösen würde. Die afghanischen Sicherheitsktäfte sind eben keine "Sicherheitskräfte" im freiheitlichen demokratischen Sinne sondern bezahlte Söldner! Das sind ganz arme Schweine, denen es so schlecht geht, dass Sie es nötig haben sich auf die Lohnliste der westlichen Allianz, mithin also den Fremden, die ihr Land mittlerweile seit zehn Jahren besetzt halten, zu begeben. Die Männer, die sich in besagten "Sicherheitskräften" engagieren, haben enorm mit dem von Franz Fanon geprägten Begriff des "Lumpenproletariats" zu tun. Also jene, denen es so schlecht geht, dass Sie zum Überleben in den Dienst der imperialen Mächte treten und ihr eigenen Klassenangehörigen bzw. Landsleute unterdrücken. Folglich ist es nur recht und billig, wenn die afghanischen "Sicherheitskräfte" morden, vergewaltigen und Geld von der Bevölkerung abpressen. So haben sich bezahlte Schergen von Besatzungsmächten zu allen Zeiten aufgeführt. Es wird Zeit, dass die Taz den Tatsachen endlich mal Rechnung trägt und aufhört, den Mythos von afghanischen Sicherheitskräften zu besingen. Das ist doch alles völlig lächerlich! Habt ihr Euch mal die Ausbildung von denen angesehen, da tauchen irgendwelche wohlgenährten westlichen Bereitschaftspolizisten auf und wollen irgendwelchen, jahrelangen Guerillakrieg erprobten Männern, beispielsweise Nahkampftechnuken beibringen. Wenn man dann mal genau hinschaut, könnten die "Lehrer" im Grunde noch etwas von den "Schülern" lernen. Das ist alles Makulatur. Dieser Krieg ist verloren, das Ganze dient allein amerikanischen Rohstoffinteressen und Medien wie die Taz, oder auch die Partei der Grünen, das sind die nützlichen Idioten, die uns die Mär vom "gerechten" Krieg verkaufen. Der Hammer ist dieses Popagandabild mit den bewaffneten Frauen. Wenn es nicht so tragisch wäre, müsste man (frau auch!!!) sich kaputt lachen. Diese Abbildung ist an zynischer Fahrlässigkeit kaum zu überbieten. Interessiert Ihr Euch wirklich für das Los der Frauen oder sind die nur Projektionsfläche für Euere "gutmenschliche" Selbstbeweihräucherung. Was glaubt Ihr, was den Frauen auf dem Bild widerfahren wird, wenn die Nato, genauso wie Alexander der Große, das britische Empire und die Sowjetunion, geschlagen den Hindukusch verlassen wird? Wacht endlich auf!!!

  • W
    Webmarxist

    Bei der Afghanistan-Konferenz muss ein Konzept erarbeitet werden, wo die zivile Hilfe überwiegt und die Sicherheit durch die afghanischen Sicherheitskräfte gewährleistet werden kann. Die Bundeswehr muss so schnell wie möglich aus Afghanistan raus. Dieser Krieg dauert schon viel zu lange.