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Entsetzliche Zustände

■ betr.: "Endstation Salow - leben auf fünf Quadratmetern", taz vom 8.12.90

betr.: „Endstation Salow — leben auf fünf Quadratmetern“,

taz vom 8.12.90

Beim Lesen des Artikels über die Alten- und Pflegeeinrichtung Salow in der ehemaligen DDR spürte ich eine innerliche Wut über die entsetzlichen Zustände. Es mag sich sicher mit der Vereinigung und Währungsunion einiges gebessert haben. Aber Fakt bleibt, und das geht gut aus dem Artikel hervor, daß hier noch einiges im argen liegt.

Man braucht diesen Teil nicht nur auf ostdeutsche Verhältnisse anzuschauen, in westlichen Pflegeeinrichtungen kann auch noch viel verbessert werden. Hier kann man neben vielen anderen Argumenten, wie auch in Salow, den zu niedrigen Personalschlüssel anführen, mit dem oftmals keine individuelle Betreuung außer der Grundpflege mehr möglich ist.

Sicher ändert sich hier einiges von Jahr zu Jahr in die positive Richtung. Aber auch hier werde ich den Eindruck nicht los, daß diese Entwicklung nur sehr schleppend vorangeht. Im Gegensatz zur wirtschaftlichen Entwicklung, von der diese Menschen, die ich hier mal als „Ausschuß“ der vom Wirtschaftswachstum profitierenden Gesellschaft bezeichnen möchte, nichts spüren. Es drängt sich mir immer mehr die Frage auf, ob die einzige Daseinsberechtigung des Menschen nur das Funktionieren ist, ob sein Leben an sich einen Wert und somit eine zu schützende Würde hat, wie es unser Grundgesetz (noch) sagt. Ich denke, daß die Unterstützung der Menschen, die aus unserem Leistungsraster herausfallen, die moralische Verpflichtung unseres Staates sein sollte.

Um die Öffentlichkeit von solchen Mißständen in Ost wie West in Kenntnis zu setzen und so vielleicht etwas bei den Politikern zu bewirken, sind solche Artikel gute Ansatzpunkte. Macht weiter so! Jürgen Halbleib, Bad Salzschlirf

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