Entscheidung im 3x3-Basketball: Harter Spaß

Die USA gewinnen das Finale im 3x3-Basketball gegen die Russinnen. Der raue Charme dieser Disziplin verhilft den Spielen zu sonst seltener Coolness.

Basketballerin Allisha Gray setzt vor blauem Himmel zum Korbleger an

Allisha Gray überzeugt im Halbfinale gegen Frankreich. Später darf sie sich Olympiasiegerin nennen Foto: Jeff Roberson/ap

TOKIO taz | „Oooh“ oder „Yeaaaah“ ruft das Kommentatorenduo immer wieder enthusiastisch in die Finalspiele der Frauen um die ersten Medaillen im 3x3-Basketball hinein. Wenn Publikum auf den steilen Rängen der Stahlrohrtribüne im Aomi Urban Sports Park toben würde, hätte man das wahrscheinlich nicht weiter bemerkt. In dieser Pandemieleere wirkt es etwas sonderlich. Doch Schwingungen zu erzeugen gehört zu diesem Sport dazu wie Rebounds, Blocks und Freiwürfe. So zieht man das bei der historischen Olympiapremiere einfach durch. Eine Dance Performance von 20 Frauen vor der Pressetribüne darf deshalb ebenfalls nicht fehlen.

Und dann heißt das Finale auch noch Russland gegen die USA. Coole Geschichte. Da darf natürlich auch IOC-Chef Thomas Bach in der ersten Reihe nicht fehlen, der versprochen hatte, die Olympischen Spiele zur Jugend zu bringen.

Die US-Amerikanerinnen Kesley Plum, Jacquelyn Young, Stefanie Dolson und Alisha Gray, die schon die Hauptrunde dominierten, hatten auch dieses Finale weitgehend unter Kontrolle. Die aufopferungsvoll kämpfenden Russinnen konnten ihren frühen Rückstand bis zum Ende nie auf mehr als drei Punkte verkürzen und verloren 15:18. IOC-Chef Thomas Bach bot dem Verliererteam zum Trost seinen Ellenbogen zum Coronagruß an. Bronze ging an diesem Abend an das Team von China.

Diese anarchische aus der Subkultur entstandene Basketballvariante, drei gegen drei auf einen Korb in maximal zehn Minuten mit einer Angriffszeit von 12 Sekunden ist Entertainment und Hochgeschwindigkeitsrausch pur. Nur neunzig Sekunden sind im ersten Halbfinalspiel zwischen den USA und Frankreich gespielt, da führen die US-Frauen bereits mit 4:1. Und der DJ, der während der Partie auf den Stadionbildschirmen in die Kamera seinen coolen Fingergruß formt, mischt hinter seinem Pult gleich mal ein paar schnellere Beats.

DJ statt Publikum

Denn er ist für den basslastigen Klangteppich verantwortlich, den die dauerquasselnden Kommentatoren übertönen müssen. DJ Lass hat vor einigen Tagen erklärt, dass er sich bei seiner Arbeit an die Intensität auf dem Platz anpasst und gelegentlich auch mal Sonderwünsche der Teams berücksichtigt. Er versucht, das Publikum zu ersetzen.

Die Teams aus Frankreich und den USA standen sich bereits in der Hauptrunde vor den Augen des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und Jill Biden, der Gattin des US-Präsidenten, gegenüber. Sie wollten sich diesen letzten Schrei des olympischen Sports unbedingt anschauen. Während aber die US-Frauen am vergangenen Samstag noch erstaunlich deutlich 17:10 gewannen, ist das rasante Duell an diesem Mittwoch vom Anfang bis zum Ende offen.

Es geht rau zu bei dieser aus dem Streetball entlehnten Variante. Des Öfteren liegen an diesem Abend Spielerinnen am Boden. Um in den bestens ausgeleuchteten olympischen Kommerztempel die Ursprünglichkeit des Sports hinüberzuretten, hat man den Belag extra in verschiedenen Graubetontönen gehalten. Die spielerisch versierteren US-Frauen, die alle von ihren Erfahrungen der weltbesten Basketballliga WNBA profitieren, haben dieses Mal mehr mit dem eher körperbetonten Stil ihrer Gegnerinnen zu kämpfen, und ziehen am Ende auch dank der zahlreichen Freiwürfe mit 18:16 ins Finale ein.

Im anderen Halbfinalduell sind die Russinnen gegen China (21:14) nicht ganz so gefordert und Yulia Kozik schon völlig im Glück. Sie sagte „Ich kenne Leute, die eine Silbermedaille für schlecht halten, das ist bei mir anders. Silber bei Olympischen Spielen das ist toll.“ So strahlen die Verliererinnen nach dem Finale tatsächlich über beide Ohren. Gegen die favorisierten US-Amerikanerinnen hatten sie sich nicht allzu viel ausgerechnet.

Dieser noch so junge olympische Sport kann sich ohnehin noch viel Unbeschwertheit erlauben. Von den psychischen Belastungen einer mehrfachen Turnolympiasiegerin Simone Biles können sie sich vermutlich kaum eine Vorstellung machen. Sie hatten bei diesem ersten Olympiaturnier nicht das Geringste zu verlieren oder zu verteidigen.

„Basketball is fun“, hat die ­Goldmedaillengewinnerin Kelsey Plum einen Tag vor dem Finale gepostet. Und mit dieser Unbedarftheit sollen die 3x3-Basketballerinnen auch nach dem Finale vor allem beim jungen Publikum weiter punkten.

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