piwik no script img

Entscheidung des WeltstrafgerichtsEx-Kindersoldaten werden entschädigt

Kindersoldaten des verurteilten kongolesischen Kriegsverbrechers Thomas Lubanga bekommen ein Recht auf Entschädigung. Die Den Haager Richter fordern Staaten zu Zahlungen auf.

Finanzielle Entschädigung: Kindersoldat aus Lubangas Rebellengruppe in Kongo im Jahr 2003. Bild: dapd

DEN HAAG dpa/dapd | Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Opfern des verurteilten Kriegsverbrechers Thomas Lubanga das Recht auf Entschädigung zuerkannt. Ehemalige Kindersoldaten und ihre Angehörigen können ihre Forderungen beim Treuhandfonds des Gerichtes für Opfer geltend machen. Das entschieden die Richter am Dienstag in Den Haag.

Der frühere kongolesische Rebellenführer Lubanga war im Juli wegen der Rekrutierung und des Einsatzes von Kindersoldaten im Kongo zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Es war das erste Urteil des Weltstrafgerichtes in seiner zehnjährigen Geschichte.

Der 51-jährige Lubanga wurde für schuldig befunden, als Gründer und Führer der Union des Patriotes Congolais (UPC) und ihres bewaffneten Arms im blutigen Konflikt in der ostkongolesischen Provinz Ituri zwischen 2002 und 2003 Kindersoldaten zwangsverpflichtet, rekrutiert und eingesetzt zu haben. Lubanga wies die Vorwürfe zurück.

Er kann sowohl gegen den Schuldspruch als auch gegen das Strafmaß Berufung einlegen. Lubanga, in grauem Anzug und Krawatte, zeigte bei der Verlesung der Strafe keinerlei Reaktion. Die Anklage hatte ursprünglich 30 Jahre gefordert und erklärt, sich mit einer Reduzierung des Strafmaßes auf 20 Jahre zufriedenzugeben, wenn Lubanga sich „aufrichtig“ bei seinen Opfern entschuldigen würde, worauf dieser nicht einging.

Der Opferfonds des Gerichtes verfügt nach seinem jüngsten Jahresbericht über rund 3,5 Millionen US-Dollar, die aus freiwilligen Beiträgen der Mitgliedsstaaten stammen. Die Richter forderten die Vertragsstaaten zu weiteren Hilfen auf. „Der Treuhandfonds braucht genügend freiwillige Beiträge, um ein bedeutendes und wirksames Entschädigungsprogramm einzurichten.“ Der verurteilte Lubanga selbst verfügt den Angaben des Gerichtes zufolge über kein Vermögen.

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • M
    magy

    Sollte es tatsächlich zu Entschädigungszahlungen an die Exkindersoldaten kommen, darf das gespendete Geld KEINESFALLS der Regierung übergeben werden. Es muss vorher eine Aufstellung gemacht sein, um welche Kinder es eigentlich geht und es muss ein überwachter und Zweck gebundener Fond sein, wo die Regierung kein Recht hat darauf zuzugreifen.

     

    Das Geld soll dafür verwendet werden, das die Kinder Schulbildung und oder Berufsaufbildung erhalten, die sie durch Zwangsrekrutierung versäumt haben. Dann soll für die Kinder eine Wohnmöglichkeit geschaffen werden wo sie außerdem psychologisch betreut sind und zu Essen haben.

    In ihre Familien können die meisten Kinder nicht zurück, sie werden verstoßen, oder geprügelt, jedenfalls ein schlechtes Leben nach all dem was sie im Krieg erlebt und durchgemacht und getan haben.