Enthüllungen ohne Namen: Heimliche Paarung in Downing Street

Die britische Presse kolportiert eine Liebesaffäre am Regierungssitz Downing Street No. 10. Spekuliert wird inzwischen, das Premierminister Cameron betroffen sei.

Gerüchte, dass David Cameron (li.) und Boris Johnson ein Paar waren, sind völlig aus der Luft gegriffen. Bild: dpa

DUBLIN taz | Der Engländer an sich ist ein verklemmtes Volk. Er zeigt selten irgendwelche Regungen, späht aber gerne heimlich durch Schlüssellöcher. Oder er lässt die kleinformatigen Schmutzkübel für ihn spähen - am liebsten durch die Schlüssellöcher der Reichen und Mächtigen.

So wird seit Sonntag eine Geschichte der Mail on Sunday heftig diskutiert. Das Blatt berichtete von einer „geheimen Liebesaffäre, die Downing Street in ihren Grundfesten erschüttert" habe. Was ist im Amtssitz des Premierministers geschehen? David Cameron habe eine Krisensitzung einberufen, nachdem er von der „sensationellen Affäre" erfahren habe, weil sie „bedeutende politische Folgen für ihn haben" könnte.

Zwar sei die Sache inzwischen beendet, aber Cameron sei „fassungslos" gewesen und habe sofort die Bedeutung der Geschichte erkannt, als er von der Identität des Paares erfahren habe, sollen seine Berater der Mail on Sunday verraten haben. „Die Enthüllung ist Dynamit", zitiert die Zeitung einen „hochrangigen Beamten": Niemand habe es glauben wollen, als es bekannt wurde, es habe „großes persönliches Leid bei Unschuldigen" ausgelöst.

Wer hat sich denn nun in der Downing Street gepaart? Die Mail on Sunday verrät aus juristischen Gründen keine Namen, sondern macht nur Andeutungen: Es handle sich um Personen mittleren Alters, aber nicht um Kabinettsmitglieder, und beide seien mit anderen Partnern verheiratet. Andere Zeitungen griffen die Geschichte auf, erwähnten aber ebenfalls keine Namen. Der Guardian schaltete sogar die Kommentarfunktion unter dem Artikel ab, damit er sich keine Verleumdungsklage einhandelt, falls die Leser Namen nennen.

Samantha Cameron und Boris Johnson

Im Internet ist man nicht so vorsichtig, dort wird munter spekuliert. Die meisten sind sich einig, dass es sich um Camerons Frau Samantha und den Londoner Bürgermeister Boris Johnson handelt. Einer verglich sogar die Physiognomie der Cameron-Tochter Nancy mit der von Boris Johnson und kam zu dem Schluss, dass der Bürgermeister der Vater sein müsse.

„Wenn die Affäre ans Licht kommt, wird die Nation genauso überrascht sein, wie sie es nach Enthüllung der Beziehung zwischen John Major und Edwina Currie war", schreibt die Mail on Sunday. Dem früheren Premierminister war es gelungen, seine Affäre fast zwei Jahrzehnte lang geheim zu halten - bis Currie, die unter Thatcher Gesundheitsministerin war, 2002 ihre Tagebücher veröffentlichte. Darin lobt sie Major als großartigen Liebhaber, mit dem sie eine vier Jahre dauernde Affäre hatte. Ausgerechnet mit dem grauesten britischen Politiker aller Zeiten!

Das kann man von Johnson nicht behaupten, er ist eher eine schillernde Persönlichkeit und hat Ambitionen auf Camerons Posten. Im Internet kursiert eine gefälschte Titelseite des Satiremagazins Private Eye mit einem Foto, auf dem Johnson und Samantha Cameron eng beieinander auf einer Couch sitzen. Johnson fragt: „Bin ich schon Premier?" Samantha Cameron antwortet: „Du kommst der Sache näher."

Ob an der Geschichte über die Affäre etwas dran ist, weiß man nicht. Es ist unwahrscheinlich, dass sie frei erfunden ist, denn Chefredakteur Geordie Greig hat noch einen Funken Anstand, wie der Guardian ihm bescheinigt. Doch der stellvertretende Medienchef der Liberalen Demokraten sagte, er sei völlig unbeeindruckt gewesen, als er die Namen gehört habe: Die Nation werde von der großen Enthüllung sehr enttäuscht sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.