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Entführung in Nicaragua

■ 51 Wahlhelfer von wiederbewaffneten Contras nach Honduras verschleppt

Managua (AP/taz) – Eine Gruppe wiederbewaffneter Contra-Rebellen in Nicaragua hat an der Grenze im Norden des Landes 51 Wahlhelfer nach Honduras entführt. Sie fordert den Rückzug von Armee und Polizei aus der Region, wie die Vorsitzende des Obersten Wahlrats, Rosa Marina Zelaya, am Mittwoch in Managua mitteilte. Präsidentin Violeta Chamorro sagte, sie werde die Situation bei einem bevorstehenden Treffen mittelamerikanischer Staatschefs mit dem honduranischen Präsidenten Carlos Roberto Reina erörtern.

Die Wahlhelfer registrierten den Angaben zufolge Stimmberechtigte für die Präsidenten-, Parlaments- und Kommunalwahl am 20. Oktober. Zelaya erklärte, die Contra-Gruppe unter dem Befehl eines gewissen „El Licenciado“ habe die 38 Männer und 13 Frauen in der Nähe des Dorfes San Andrés de Bocay in ihre Gewalt gebracht. Eine Militärpatrouille habe sie mit den Entführern etwa drei Kilometer entfernt auf honduranischem Gebiet gesichtet – aber nicht eingegriffen, erklärte ein Armeesprecher.

Die in den 80er Jahren von den USA aufgebauten und finanzierten Contras hatten 1990 ihre Waffen niedergelegt, nachdem die linksgerichteten Sandinisten von einer konservativen Koalition um Chamorro abgelöst worden waren. Aber insbesondere im Norden des mittelamerikanischen Landes formierten sich schnell wieder Widerstandsgruppen, die mit der Politik der neuen Regierung unzufrieden sind – oder einfach noch über ausreichend Waffen verfügen, um sich als kriminelle Banden über Wasser zu halten. Als Reaktion auf die Wiedergründung von „Re-Contras“ bildeten sich alsbald sogenannte „Re-Compas“, bewaffnete Gruppen aus ehemals sandinistischen Kreisen und der Armee.

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