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Entblätterung

■ Einsames Landleben statt Utopie: der Dokumentarfilm Der Rosinenberg

Es beginnt wie ein Märchen. Sowohl die Erzählerin als auch die Bilder stimmen auf einen unbeschwerten Ausflug in die Natur irgendwo in Mecklenburg ein. Drei Bauernhäuser stehen zwischen Bäumen auf einer Erhebung am Rande eines Dorfes. Der Hügel heißt im Volksmund Der Rosinenberg und gab dem Film den Titel.

Noch zu DDR-Zeiten siedelten drei Männer hierher. Und alles hätte so schön sein können: Selbstfindung in wunderschöner Landschaft, samt Kindern und Familie. Doch alle drei Frauen verlassen die Männer, die Häuser, die Einsamkeit. Die Vorstellung der romantischen und idealisierten Natur bekommt einen ersten Riß.

Neben dieser Entblätterung nimmt der Dokumentarfilmer Peter Trevers weitere Erzählstränge auf, die in diesen Mikrokosmos hineinreichen. Nach und nach wird damit der Untertitel, Ein Film über die Liebe und andere Notwendigkeiten, eingelöst. Frei berichtet ein Dorfbewohner, wie und warum er den drei Fremden hinterherspioniert hat. Und der Bürgermeister formuliert die Distanz der Dorfbewohner den „Oppositionellen“ gegenüber.

In Umrissen entsteht so nebenbei ein Sittengemälde des Dorfes, wobei die Risse des harmonischen Anfangsbildes größer werden. In Interviews berichten die ehemaligen Freundinnen von ihrer einstigen Angst vor der Abgeschiedenheit. Und von den erfolgten Trennungen. Was für die drei Männer wie eine Erlösung erschien, stellte sich für die Frauen als Belastung heraus. Zwei unterschiedliche Sichtweisen werden freigelegt – Einsamkeit als Bürde oder als Inspiration. Doch auch für die Männer verliert mit dem Weggang der Freundinnen das Idyll seinen paradiesischen Charakter, es ist nicht ein zermarterndes Verlassensein und doch sind Sehnsüchte nach der verlorengegangenen Geborgenheit zu spüren.

Die Geschichte der Häuser, die der vormaligen Besitzerin, das Leben der Dorfbewohner, alles trifft sich in den Robinsonaden der drei Künstler. Der Bogen erscheint manchmal etwas weit, die Bilder des Kameramanns Nils Bolbrinker etwas zu verträumt und idyllisch.

Begonnen hatte der Film mit „Es war einmal ...“. Mit einem ebenfalls dem Märchen entlehnten Zitat wird die Klammer am Ende wieder geschlossen, wenn es aus dem Off mit Blick auf die Häuser heißt: „... und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute hier“. Doch die Brechungen im Film lassen diesen Schlußsatz kaum als harmonisch glattgebügeltes Finale nachwirken. Marcus Peter Ab 21. März, 19 Uhr, Metropolis. Premiere in Anwesenheit des Regisseurs.

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