England gegen Mexiko: Rachemission? Nicht mit uns!

Seit diesem Jahr gibt es endlich eine ernst zu nehmende Liga in England. Die Britinnen gehen mit viel Erfahrung und als Geheimfavorit in die WM.

Endlich Profitum: Englands überragende Spielerin Kelly Smith Bild: dpa

England habe noch nie ein so gutes Team zu einem Turnier geschickt, sagt Hope Powell. Die Trainerin der englischen Auswahl sagt auch, dass es schwer sein wird die Gruppenphase zu überstehen. Ihr Team ist eine der großen Wundertüten des Turniers. Heute spielt es in Wolfsburg gegen Mexiko (18 Uhr, ARD). Da gilt England als Favorit.

Es gibt nicht wenige, die Powells Frauen sogar zu den Favoritinnen auf den Titel zählen. Sie verweisen auf einen aufsehenerregenden 2:1-Erfolg über die USA im April und den Finaleinzug bei der Europameisterschaft 2009 in Finnland. Verschwiegen wird dabei meist, welch merkwürdiges Turnier das Team seinerzeit spielte. Als Vorrundengruppendritter rutschte England gerade einmal so in die Hauptrunde, und das Finale, das 2:6 gegen Deutschland verloren ging, fand die Mannschaft selbst peinlich.

Powell glaubt, dass sich seither viel getan hat im englischen Fußball. Endlich gibt es Halbprofis und die besten Spielerinnen können sogar ganz leben von ihrem Sport. Endlich habe sie mehr als elf Spielerinnen, die über Turniereignung verfügten. „Das hat es noch nie gegeben.“ Zum ersten Mal hätten sich die Spielerinnen wirklich anstrengen müssen, um für die WM nominiert zu werden. Es hat sich viel verändert, und beinahe alle Veränderungen hat die Nationaltrainerin angeschoben.

Nicht schon wieder Arsenal

Seit diesem Jahr gibt es endlich eine ernst zu nehmende Liga in England, die „FA Womens Super League“, auch von Powell angeschoben. Gespielt wird im Sommer, für die WM wurde sie unterbrochen. Der Spielbetrieb in der Miniliga mit acht Teams, in der Frauenabteilungen gestandener Männerprofiklubs mit reinen Frauenklubs konkurrieren, wird im Juli wieder aufgenommen und alles hofft, dass nicht schon wieder der FC Arsenal Meister wird. Tabellenführer ist übrigens gerade Birmingham City. Es ist tatsächlich einiges im Umbruch in England, dessen Frauenteam erst zum dritten Mal bei einer WM dabei ist.

In England ist die Arbeit Powells auch in der Männerfußballwelt schon aufgefallen. Nach dem Vizeeuropameistertitel 2009 kamen Gerüchte auf, sie stehe vor der Verpflichtung als Trainerin beim englischen Viertligisten Grimsby Town. Sie sei nicht abgeneigt gewesen, hieß es damals, dabei hatte wahrscheinlich kein einziges ernsthaftes Gespräch zwischen dem Klub und der Trainerin stattgefunden. Heute wehrt sie, die seit 13 Jahren die englischen Frauen betreut, ab, wenn es um Vergleiche mit dem Männerfußball geht.

Erst recht nicht will sie sich auf Rachemission für die erfolglose Männernationalmannschaft begeben. Sie sieht sich immer noch als Entwicklungshelferin. Und sie genießt die Ruhe, mit der sie im Schatten der ganz großen Aufmerksamkeit arbeiten kann: „Das ist das Tolle am Frauenfußball, dass uns Zeit zum sorgsamen Arbeiten, zum Etablieren einer Philosophie gegeben wird.“ Ginge es so zu wie bei den Männern, dann sei sie nach all ihren Misserfolgen der ersten sieben Jahre im Amt längst entlassen worden, sagt sie.

Aber das ist Schnee von gestern. Jetzt muss sie sich überlegen, wie sie ihr Team ins Turnier schickt. Nach dem 2:1 gegen die USA wähnte man sich bärenstark. Nach den zwei Niederlagen in der unmittelbaren WM-Vorbereitung gegen Australien (0:2) und gegen Nordkorea im geheimsten Fußballspiel des Jahres (0:3) kroch die große Verunsicherung in das Team, in dem die Trainerin vor allem auf Erfahrung baut. 13 Spielerinnen waren schon 2007 bei der WM dabei.

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