Energiekontor: Laue Lüftchen
■ Auch Wind-Prognosen können falsch sein. Windparks kostet das die Rendite
Kräftige Böen sorgen vor allem bei Betreibern von Windkraftanlagen für Freude. Je mehr Wind, desto mehr Strom erzeugen ihre Mühlen, desto mehr Geld fließt in die Kasse. Bleibt der Wind hingegen aus, schrumpft die Rendite. Das sorgt für Ärger bei den Betreibern. Die Bremer Energiekontor AG verhandelt deshalb zur Zeit über den Rückkauf dreier von ihr gebauter Windparks in der Nähe von Bremerhaven – insgesamt 36 Mühlen mit 28 Megawatt Leistung. „Ihre Rendite ist im Schnitt auf die Hälfte des Wertes abgesunken, der vorgesehen war“, gibt Energiekontor-Sprecher Christian Bredemeier zu.
„Sie sind nicht die ersten, denen sowas passiert“, sagt Uwe Herzig von der IBE Betriebsgesellschaft in Oldenburg, die seit rund zehn Jahren Windparks plant, baut und betreibt. Ursache seien meist falsche Wind-Prognosen für die Standorte der Stromerzeuger. Früher gab es immer nur ein Gutachten. Nur selten, so Klaus-Peter Martin vom Ingenieurbüro Jadewind in Varel, gibt es zudem vor Baubeginn tatsächlich Windmessungen an Ort und Stelle: „Normalerweise werden die Daten aus der Umgebung hochgerechnet.“
Heute werden potenzielle Standorte meist mehrfach begutachtet. Eindeutige Ergebnisse gibt es trotzdem nicht. Im Gegenteil, sagt Martin: „Die können bis zu 30 Prozent auseinander liegen.“ Ihre Kalkulation müssten die Planer dann auf eine der Prognosen stützen. Martin: „Da kann man auch Pech haben.“
Vom lauen Lüftchen böse überrascht würden meist kleinere Betreiber. Dass es jetzt die etablierte Energiekontor AG getroffen habe, überrascht auch Martin: „Die gehören eigentlich zu den sehr Seriösen.“ Das Angebot der Bremer Projektentwickler an die Kommanditisten der drei betroffenen Parks, Anteile zurückzukaufen, hält Mühlen-Planer Herzig für vorbildlich: „Das ist eine vernünftige Notbremse, um die Situation nicht eskalieren zu lassen.“
Der Energiekontor AG als börsennotierte Firma geht es vor allem um ihren guten Ruf: „Wir haben ein Interesse an zufriedenen Kommanditisten“, sagt Öffentlichkeitsarbeiter Bredemeier. Die Parks würden zwar weniger Rendite abwerfen als geplant, seien aber nicht unwirtschaftlich. Fehler will sich Energiekontor daher nicht vorwerfen lassen: Damals sei es „absoluter Usus“ gewesen, nur ein einziges Windgutachten pro Standort zu erstellen. Außerdem bringe jedes Unternehmen Risiken mit sich: „Prognose ist Prognose“. Jetzt gehe es darum, eine Lösung zu finden, bei der alle Beteiligten „mit einem blauen Auge davon kommen“. Sollten die 360 Kommanditisten das Angebot annehmen, wolle Energiekontor die Parks nur kurzzeitig selbst behalten. Bredemeier: „Wir würden sie nicht zurückkaufen, wenn wir nicht wüssten, was wir damit machen können.“
Bei zur Zeit 10.800 Windkraftanlagen in Deutschland sei es normal, dass einige nicht so gut wie erwartet laufen, sind sich Bredemeier und Herzig einig. Negative Auswirkungen auf die Branche befürchten sie dadurch nicht. Zwar seien die Banken seit einiger Zeit „vorsichtiger“. Nach wie vor stehe die Windkraft im Vergleich mit anderen Anlageformen aber sehr gut da. Herzig: „Wir haben keine Probleme, Beteiligungen für unsere Windparks einzuwerben.“ hoi
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