Energie vom Acker: Potenzial für Mais und Raps
Ein neuer Atlas zeigt mögliche Flächen für Energiepflanzen in den Bundesländern. Ihre Anbaufläche könnte sich fast verdoppeln.

Mais ist reich an Energie. Bild: ap
BERLIN taz | In Deutschland könnten deutlich mehr Energie-Pflanzen angebaut werden, schätzt die Agentur für Erneuerbare Energien. Welche Pflanzen, wo und warum, das steht in ihrem neuen „Potentialatlas Bioenergie“, den der Lobbyverband am Freitag in Berlin vorstellte.
Demnach geht die Agentur davon aus, dass in Deutschland auf 2,7 Millionen bis vier Millionen Hektar Bioenergie-Pflanzen wachsen könnten. Gegenwärtig werden auf rund 2,1 Millionen der insgesamt zwölf Millionen Hektar Ackerfläche Mais, Zuckerrüben oder Raps angebaut, um aus ihnen Kraftstoffe, Wärme oder Strom zu gewinnen.
Die hohe Spannbreite ergebe sich aus unterschiedlichen Vorgaben und Voraussetzungen, etwa den Flächen, die ökologisch bewirtschaftet werden müssten oder der Einwohnerzahl und ihren Abfällen, sagt Daniela Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig, auf dessen Daten der Atlas beruht. Er liefert einen Überblick über die Energiepolitik, die Agrarstrukturen und Energie-Infrastruktur in den Bundesländern.
Die ermittelten Zahlen seien „eher niedrig angesetzt“, so Thrän. Laut ihren Berechnungen lässt sich die Biomasseproduktion in Deutschland und Europa steigern, ohne den Naturschutz zu vernachlässigen oder die Produktion von Nahrungsmitteln zu gefährden. Global gesehen gelte das nicht.
Bioenergie steht in der Kritik
Der Atlas erscheint zu einer Zeit, in der Energiepflanzen Kritik von vielen Seiten ausgesetzt sind. Die EU arbeitet an Vorschriften, die indirekte Landnutzungsänderungen in die Klimabilanz von Biosprit und Co einbeziehen soll.
Damit will sie verhindern, dass Energiepflanzen auf Äckern angepflanzt und dafür die dort bislang wachsenden Nahrungsmittel Grünflächen oder Regenwälder vernichtet werden. Und eine Studie des Umweltbundesamts warnt vor den Folgen einer intensiven Nutzung von Pflanzen zur Energieproduktion: Weniger und teurere Lebensmittel, weniger Platz für Naturschutz.
Torsten Gabriel von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) betont, Biomasse müsse gezielter eingesetzt werden. Pflanzen lassen sich zu Gas vergären, das sich gut transportieren und lagern lässt. „Diese Speicherfähigkeit von Bioenergie müssen wir nutzen, um die schwankenden Strommengen durch Wind- und Sonnenenergie im Netz auszugleichen“, sagt Gabriel. Er setzt vor allem auf Ackerpflanzen, etwa Mais, die Potentiale an Reststoffen hält er für überschaubar.
Leser*innenkommentare
Juergen K.
Gast
Also 20% bis maximal-theoretisch 100%
GEGENÜBER HEUTE gehen noch.
Ünd jede noch zu bauende Anlage muss aus sicht der Investoren auch mit einer Liefer und Flächengarantie mit 30 Jahren Beliefergarantie gesichert werden ?
Wegen der Amortisation und Rendite !
Da sind mir
1 Propeller und 1 Hektar Tomaten darunter lieber.
Feliz
Gast
Wertvolles Ackerland für unsere Energievöllerei zu verschwenden ist ethisch nicht vertretbar!
Viel sinnvoller
Gast
wäre es, Energie zu sparen!
Die Monokulturen mit hohem Energie(!)- und Pestizideinsatz, Bodenverdichtung, Wasserverpestung etc. sowie Rückständen in Form von Faulschlamm haben wenig mit Ökologie und viel mit Geldmacherei zu tun.
Renaturierung von Flächen kommt trotz Artensterben kaum noch jemand in den Sinn, alles muss schnell schnell Geld bringen und jeder Idiot SUV fahren, in die DomRep fliegen und seine Wohnung im Winter auf 22 Grad aufheizen.
Zum Kotzen!
Tim Leuther
Gast
Der einzige Boden auf dem man Energiepflanzen anbauen sollte sind verseuchte Böden, bei denen man die Früchte eh nicht essen dürfte.
Meier3
Gast
Was für ein Irrsinn. Solarzellen verhindern 30 mal mehr CO2 je Hektar und sind aus Sicht des Naturschutzes - wenn sie nach den Vorgaben des NABU gebaut werden - viel besser als intensiv bewirtschaftete Ackerflächen.