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Endloses Putzen

■ Die Linden werden gewienert. Zuerst die Lampen: Damit man den Dreck sieht

Schon Erich Mühsam wußte, daß einige BerlinerInnen lieber „Lampen putzen“ und „Barrikaden wegräumen“, als selbige zu bauen. Gestern hatte diese Sorte Berliner als „AG Unter den Linden“, natürlich ein „eingetragener Verein“, zur Pressekonferenz geladen. Ihr Vorsitzer, Josef-Beat Lauber, arbeitet im „Haus der Schweiz“ und träumt von Schweizer Sauberkeit. Daß „es in ganz Berlin keine wichtigere Straße“ gibt, scheint zumindest für die VeranstalterInnen klar zu sein.

Das Ziel der Caféhausbesitzer und Ladeninhaber ist, so sagen sie, „die Wiederannäherung der Realität an den Mythos Unter den Linden“. Und da stören Baucontainer, die den Blick aufs Bonzenhotel Adlon verstellen. Ebenso wie der praktische Berliner Geist, der eben auch ein „Herren“-Schild auf einer öffentlichen Toilette mit Filzstift auf einen Pappkarton schreiben kann. Und diesen dann mit zwei Drähten befestigt. Das hält zwar auch, stört aber die Meister Proper vom Lindencafé. Weil: „Was für ein Bild von Berlin könnten da die Touristen in der Welt verbreiten!“ (Lauber). Da wird zwar vom „öffentlichen Raum“, der verschandelt sei, geredet, aber gemeint ist die blutleere Inszenierung von vergangenem Bürgertum zu Kaiser Wilhelms Zeiten, um die Tasse Kaffee (ohne Keks!) weiter für fünf Mark an die Touristen verkaufen zu können.

Sogar mit einem praktischen Vorschlag konnten die Lindensträßler aufwarten. Für 120 Mark (selbstverständlich, so die Lindenputzer, „inklusive Mehrwertsteuer“) können BerlinerInnen eine Lampe – übrigens von Albert Speer 1936 aufgestellt – „von einem alteingesessenen Berliner Unternehmen“ abschrubben und neu bemalen lassen – „im passenden Farbton zu Bänken und Papierkörben“. Da müssen sich die BerlinerInnen nicht mal die eigenen Finger schmutzig machen. chv

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