Ende von „Keeping up with the Kardashians“: TV-Dynastie tritt ab
Die Familie gilt als Blaupause für Influencer und vermarktete ihre intimsten Momente. Nun findet die erfolgreiche Reality-Serie ihr Ende.
2020 ist wahrlich ein besonderes Jahr – auch in der Unterhaltungsbranche. In einem Instagram-Post kündigt Kim Kardashian-West am Dienstag das Ende von „Keeping up with the Kardashians“ an. Anfang 2021 wird die letzte Staffel laufen. Damit haben die Zuschauer*innen ganze 14 Jahre lang das absurd-dramatische Leben des Kardashian/Jenner-Clans verfolgen können.
Unzählige Beziehungen, Hochzeiten, Geburten, Unternehmensgründungen und rauschende Partys haben sie miterlebt, aber auch die absoluten Tiefpunkte der Familie, beispielsweise als Kim in Paris ausgeraubt oder Khloe hochschwanger von ihrem Ex-Freund betrogen wurde. Man wurde gemeinsam erwachsen und war emotional in ihr Leben involviert.
Nicht verwunderlich also, dass der Ton vieler Kommentare traurig und schockiert ist. Von Ende einer Ära ist im Netz viel die Rede. Das Ende der Kardashian-Show schlägt Wellen, auch FoxNews und CNN berichten über die Ankündigung, dass eine Reality-TV-Serie beendet wird. Aber es wird nicht nur getrauert, sondern auch gefeiert. Von Anfang an wurde die Reality-Show von der Kritik zerrissen. So wird vor allem „Momager“ Kris Jenner vorgeworfen, die Handlungen in der Sendung zu inszenieren und das Drama zu suchen.
Wenn man von den wenigen dramatischen Höhepunkten absieht, ist die Serie unfassbar langweilig. Wenn sich gerade mal niemand streitet, sind die Gespräche zwischen den Familienmitgliedern hölzern, oberflächlich und oft – einfach dumm. Doch obwohl auch viele andere Reality-Serien fabriziert und öde sind, rufen die wenigsten so heftige Reaktionen hervor, wie die Kardashians es seit über einem Jahrzehnt tun.
Mehr als reich und schön
Das liegt an ihrem Einfluss. Es handelt sich eben nicht nur um eine Show über reiche, schöne Frauen in Kalifornien. Es handelt sich um die Geschichte einer Familie, die zu einer Dynastie aufstieg, indem sie ihre intimsten Momente professionell vermarktete. Grenzen gibt es so gut wie keine, doch die Storyline liegt allein in ihrer Hand. Der Erfolg dieses Prinzips ist gewaltig.
Ob Make-up, Mode oder Wellness: Überall haben verschiedene Familienmitglieder dank der Serie ihre Finger im Spiel und sind dadurch längst jenseits des Bildschirms im Geschäft. Kylie Jenner, das jüngste Familienmitglied, ist mit ihrer Make-up-Linie unlängst Milliardärin geworden. Selbst in die Politik mischen sich die Kardashians ein, wie Kim, die sich regelmäßig für Gefängnisinsassen einsetzt.
Die Kardashian/Jenner-Familie haben das Konzept „Famous for being famous“ perfektioniert und ins 21. Jahrhundert geführt. Damit sind sie die perfekte Projektionsfläche geworden – für alle, die sie lieben, und für die, die sie hassen. Einerseits haben sie die sozialen Medien wie Instagram geprägt wie niemand zuvor.
Sie sind die Blaupause für eine ganze Generation Influencer*innen und Nutzer*innen geworden, die ihr Privatleben auf ähnliche Weise inszenieren. Gleichzeitig können sie also auch, wenn man möchte, als Grund gesehen werden für alles, was auf diesen Plattformen schiefläuft: ungesunde Schönheitsideale, der Druck der perfekten Inszenierung, Oberflächlichkeit. Auf niemanden kann man so schön die Finger zeigen und sich damit besser fühlen.
Doch egal ob man sie hasst oder feiert, das Internet und vor allem die sozialen Medien wären nicht dieselben ohne diese Familie. Deswegen ist mit dem Ende ihrer Serie die Kardashian-Ära auch nicht vorbei, die Familie hat längst ihren Abdruck in der Welt hinterlassen, mehr als die meisten anderen. Die Dynastie hat sich etabliert. Mal sehen, wann die Erste aus der Famile ins Weiße Haus einzieht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
„Männer“-Aussage von Angela Merkel
Endlich eine Erklärung für das Scheitern der Ampel
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“