piwik no script img

Ende eines Projektes

Gericht verurteilt Geschäftsführerin zu 31 Monaten Haft: Zweckentfremdung von Fördergeldern in Millionenhöhe

Petra R. ist Spezialistin für umweltgerechte Abfallentsorgung. Von kaufmännischen Belangen hatte sie wenig Ahnung. Wegen Subventionsbetrug in Millionenhöhe musste sie sich deshalb gestern vor dem Landgericht verantworten. Als Geschäftsführerin der Entsorgungsfirma KomBiTec erhielt sie Fördergelder in Millionenhöhe. Das Geld aus einem Umweltförderprogramm des Senats sollte zum Bau einer hochmodernen Biogasanlage in Marienfelde verwendet werden. Das Flaggschiff der Umweltförderung Berlins sollte es werden – doch statt des Vorzeigeprojektes bekam man eine Investitionsruine. Als die Firma über den Verbleib von mehreren Millionen Mark keine Angaben machen konnte, schaltete sich die Staatsanwaltschaft ein.

Eine Begehung des Geländes ergab, dass bis auf eine leere Halle und ein paar nicht angeschlossene Maschinen nichts vorzuweisen war. Insgesamt 3,9 Millionen Mark hat die Angeklagte zweckwidrig verwendet, unter anderem für den Aufbau einer Geschäftsstelle in der Türkei. Nur 1,1 Millionen konnte die Firma zurückzahlen. Petra R. ist gelernte Fernmeldemonteurin, die sich zur Diplom-Ingenieurin im Bereich Abfallentsorgung weiterbildete. Straffällig geworden war sie zuvor nie.

Die Staatsanwältin sprach von „krimineller Energie“, durch die das Land und die EU mehrere Millionen verloren habe. Strafmildernd ließ sie jedoch gelten, dass das Scheitern des Projektes nicht KomBiTec allein angelastet werden könnte. Schließlich habe die öffentliche Hand durch unzureichende Kontrollen die Straftat „sehr einfach gemacht“.

Im Prozess wurde mehrfach auch der Lebensgefährte und Geschäftspartner der Angeklagten erwähnt, der nicht vor Gericht steht. Er soll die Idee mit der Zweigstelle in der Türkei gehabt haben. Die zwei Jahre und neun Monate Haft muss Petra R. allein im Gefängnis absitzen. KAMM

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen