Ende der Nachspielzeit: Letzter Vorhang

Die gekündigten Betreiber des Streit’s haben das Kino dem Vermieter übergeben. Sie hatten zwei Wochen länger als geplant Filme gezeigt.

Nichts mehr zu tun: Filmvorführer im Streit's-Kino. Bild: dpa

Im Streit’s lief am Montag noch „Die Abrechnung“. Danach hat das Traditionskino am Jungfernstieg seine letzten Besucher verabschiedet. Am Dienstag sei es dem Vermieter übergeben worden, sagt Oliver Fock, der Geschäftsführer der Betreiberkette Cinestar.

Eigentlich sollte das Streit’s bereits am 20. März seine letzte Vorstellung geben: Nach „Hitchcock“, einem Streifen über die Schwierigkeiten des Filmgeschäfts, hätte sich der Vorhang schließen sollen. Doch bis Ostern zeigte das Programmkino weiter seine englischsprachigen Filme mit deutschen Untertiteln. Der Betreiber Cinestar hatte sich nach eigener Aussage nicht mit den Vermietern einigen können, in welchem Zustand die Räume hinterlassen werden müssen.

So hätten die Besitzer des Gebäudes, Christoph und Peter Reimers, etwa von Cinestar gefordert, eine Lüftungsanlage aus den fünfziger Jahren zu entfernen. „Wir sind aber erst seit zehn Jahren Mieter des Objekts“, klagte deren Geschäftsführer Matthias Kutz – und setzte den Spielbetrieb aus Protest fort. Nun habe man sich aber geeinigt.

Vater und Sohn Reimers sagen nichts zu den Verhandlungen mit Cinestar. Auch über die weitere Nutzung ihres Grundstücks an der Binnenalster schweigen sie. Dabei orakelt die lokale Presse seit Monaten über die Zukunft des Kinos. Die Hamburger Morgenpost will etwa von einem „Geheimplan“ erfahren haben, nach dem die Reimers eine Einkaufspassage errichten wollen. Dafür würde sprechen, dass auch anderen Ladenbesitzern im Haus der Mietvertrag gekündigt worden war.

Die Besitzer hatten allerdings auch betont, dass sie die Immobilie in Hamburger Spitzenlage bewusst günstig an den Kinobetreiber vermietet hatten: „Wir haben die Miete um 54 Prozent reduziert“, sagte Christoph Reimers. 14 Jahre lang habe er nie die Miete erhöht.

Das Streit’s ist ein fester Bestandteil im Hamburger Kulturleben: 1837 eröffnet, war es seit den Fünfzigern ein Premierenkino: Clint Eastwood, Romy Schneider, Barbara Streisand und Liza Minelli waren hier. Internationale Filmverleiher betrieben das Lichtspielhaus. Der deutsche Kulturrat hob das Streit’s zuletzt gar auf seine „Rote Liste“ der bedrohten Kultureinrichtungen.

Ob die Reimers das Kino im Haus erhalten wollen oder den Kurs wechseln werden, ist unklar. Vor rund einem halben Jahr hatte der Betreiber des Passage-Kinos, Heinz Lochmann, sein Interesse bekundet, das Geschäft zu übernehmen. „Wenn es ein Kino bleiben soll, kommen Sie auf mich zu“, habe er den Vermietern damals angeboten, sagt Lochmann.

Doch bis heute habe er noch keinen Anruf erhalten. Lochmann vermutet: „Sie werden es wohl einer anderen Nutzung zuführen.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.