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Embryo geklontBiologische Kernspaltung

Medizinische Fortschritte in der Klontechnologie sind so diskussionswürdig wie alle anderen brisanten neuen Technologien auch - prinzipiell verwerflich sind die Ergebnisse nicht.

Der Stammzellforscher Andrew French in seinem Labor bei Stemagen. Bild: rtr

BERLIN taz US-Forscher um Andrew French vom kalifornischen Biotech-Unternehmen Stemagen ist es anscheinend wirklich gelungen, einen menschlichen Embryo zu klonen. 2005 hatte ein Südkoreaner bereits diesen Forschungserfolg für sich beansprucht, war aber der Datenfälschung überführt worden. Keine drei Jahre später ist es nun wirklich so weit.

Die Gene aus den Hautzellen eines Mannes sind in die entkernte Eizelle einer Frau übertragen worden und zu einem Embryo herangewachsen. Es war kein Embryo mit Armen und Beinen, sondern nur ein Zellkügelchen aus 70 Zellen, aber immerhin. Vielleicht hätte man ihn in die Gebärmutter einer Frau einpflanzen können, und vielleicht wäre er in neun Monaten ein Bürger Kaliforniens geworden. Dies war aber gar nicht das Ziel der Forschungen: Man will die Embryonen nutzen, um aus ihnen Stammzellen für medizinische Zwecke zu gewinnen.

Stammzellen aus Embryonen sind Multitalente, weil sie fast alle Zell- und Gewebetypen neu bilden können. Das macht sie zu Hoffnungsträgern für die Therapie vieler schwerer Krankheiten. Leider können embryonale Stammzellen nur durch den Verbrauch, also die Tötung von Embryonen gewonnen werden. Daher ist ihre Erzeugung in Deutschland seit 2002 verboten. Erlaubt bleibt die Gewinnung "adulter" Stammzellen aus erwachsenen Menschen. Diese sind in verschiedenen Organen vorhanden und können ohne genetische Manipulationen gewonnen werden. Sie sind jedoch nicht so vielfältig einsetzbar, weil sie sich schon stärker spezialisiert haben. Daher richtet sich das Interesse der Stammzellenforschung immer wieder auf Embryonen. Doch hier besteht ein ethisches Grundproblem: Ist es legitim, aus Eizellen, die sonst wahrscheinlich unbefruchtet geblieben wären, Embryonen heranzuzüchten, um sie anschließend zur Stammzellgewinnung zu zerstören? In Deutschland ist diese Frage 2002 mit "Eigentlich nicht" beantwortet worden. Ausnahmsweise aber dürfen embryonale Stammzellen importiert werden. In den USA, Schweden und Großbritannien wird weiterhin mit ihnen experimentiert.

Der Klon in Kalifornien - von 29 gespendeten Eizellen wuchs nur eine einzige zu einem Zellhäufchen heran - ist ein Zwischenprodukt der Stammzellenforschung. Er soll dem Spender des Zellkerns nur medizinisch nutzbare Stammzellen liefern. Dass er oder sie auch zu einem Menschen heranwachsen könnte, ist die unerwünschte Nebenerscheinung, die der Forschung ethische Probleme aufbürdet.

Die Entscheidung über eine mögliche Eizellenspende für die Stammzellenforschung könnte der Selbstbestimmung der Frauen überlassen bleiben. Jede Frau besitzt einen Überschuss von mehreren tausend Eizellen in ihren Eierstöcken, von denen sie relativ risikolos einige spenden kann. Eizellenspenden sind nicht mit Organspenden gleichzusetzen, schließlich sind Eizellen zahlreicher vorhanden als Nieren. Das Risiko für die Frau, plötzlich mit ungewolltem Nachwuchs konfrontiert zu werden, ist gleich null, denn beim Klonen dient die Eizelle nur als "Wuchsmedium". Die genetische Information stammt allein vom Spender, die Frau wäre genetisch nicht mit einem Klon verwandt.

In der Beurteilung ihres Gesamtrisikos steht die Klontechnik neben anderen potenziell verheerenden Technologien wie Genmanipulationen, Großchemie und Atomtechnik: Es kommt drauf an, was man draus macht. Kontrolliert und verantwortungsvoll angewandt, kann sie Leiden lindern. Böswillig oder fahrlässig eingesetzt, kann sie erhebliches Unrecht auslösen. Wobei derzeit keine klontechnisch verursachten Szenarien erkennbar sind, die in ihrer Schwere dem Leid einer atomaren oder chemischen Katastrophe entsprechen. Wirklich problematisch für menschliche Klone wären ihr sehr hohes Missbildungsrisiko und andere Gesundheitsprobleme, die von tierischen Klonen wie dem Schaf Dolly bereits bekannt sind.

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