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Elternschaft in ArgentinienZwei schwule Väter anerkannt

Ein argentinisches Paar wurde offiziell als Eltern eines Jungen eingetragen. Eine Leihmutter in Indien hat den Sohn der zwei Väter ausgetragen.

Queer-Rechte: Argentinien gibt die Richtung vor. Bild: twobot/photocase.com

BUENOS AIRES taz | Argentinien hat als erstes Land offiziell die Elternschaft zweier Männer für ein Kind anerkannt. Die beiden Argentinier Alejandro Grinblat und Carlos Dermgerd wurden am Dienstag als Eltern auf der Geburtsurkunde des kleinen Tobías eingetragen. Und um die Sache abzurunden wurde Tobías auch als Sohn der beiden in deren Hochzeitsurkunde, eine in Argentinien obligatorische rote Libretta, eingeschrieben, legal und offiziell auf einem Standesamt in der Hauptstadt Buenos Aires.

Die glücklichen Eltern sind sich ihrer Vorreiterrolle bewusst. „Damit ist die gesetzliche Gleichstellung aller Mädchen und Jungen festgeschrieben, die Kinder von gleichgeschlechtlichen Ehen sind,“ so Vater Carlos Dermgerd. Der kleine Tobias war am 29. Juni in Indien bei einer Leihmutter zur Welt gekommen. Indien hatten sie ausgewählt, weil „dort die Rechte der Kinder viel mehr garantiert sind und das Prozedere klar und eindeutig ist, eindeutiger noch als in den USA,“ so Dermgerd. Nach einigem Hin und Her wurde auf vom dortigen Konsulat die argentinische Staatsbürgerschaft des Neugeborenen anerkannt und ein Reisepass ausgestellt.

Den Kampf um ihre Anerkennung als Eltern hatten die beiden Väter vor einem Jahr begonnen. Eine Gesetzeslücke in der Rechtsprechung kam ihnen dabei zu Gute: „Im argentinischen Recht ist die Leihmutterschaft nicht erlaubt, aber sie ist auch nicht ausdrücklich verboten. Damit fiel unser Antrag in ein juristisches Vakuum,“ so Dermgerd. Nachdem zwei Richterinnen in Buenos Aires dem Antrag auf Elternschaft zustimmten, Justiz- und Außenministerium Wohlwollen signalisierten, war der Weg zum Standesamt frei.

Esteban Paulón, der Vorsitzende vom argentinischen Lesben-, Schwulen-, Bi- und Transsexuellenverband, sprach denn auch von einem historischen Tag. „Erstmals in der Welt wird der Eintrag einer gleichgeschlechtlichen Co-Elternschaft rechtlich wie jeder anderer Eintrag einer Elternschaft in einer Geburtsurkunde anerkannt,“ so Paulón. Bisher wurde nur der leibliche Elternteil in die Geburtsurkunde eingetragen, während der andere Partner oder die Partnerin lediglich als Adoptivelternteil anerkannt wurde.

Tobías Eltern hatten vor einem Jahr nach dem neuen Gesetz über die Homo-Ehe geheiratet, das 2010 Argentinien zum ersten Staat in Lateinamerika machte, der die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare zuließ – und das im ganzen Land und nicht mehr nur in einigen Städten und Provinzen.

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12 Kommentare

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  • N
    Norma

    an alle Leihmutterschaftverteiliger :

     

    es geht hier nicht um Homos gegen FeministInnen sondern um ein ethisches Problem.

     

    Es geht um Menschenwürde, körperliche Selbstbestimmung und Schutz vor Ausbeutung.

     

    Ich bin mir sicher dass die meisten homosexuellen/lesbischen Menschen, obwohl mehr mit der Thematik konfrontiert, gegen Leihmutterschaft sind. Und als das beruhigt mich als geburtserfahrene Frau ungemein.

  • T
    Tomtom

    Genau, Suse.

     

    Und @eva: Woher willst du das wissen, wie schrecklich das alles für die Leihmutter und für die Kinder ist? Wie hier so schnell geurteilt wird, finde ich alles andere als amüsant. Lässt sich alles leicht sagen, wenn man nicht selbst in der Situation ist. Was gibt dir das Recht, von Kindern als Lifestyleaccessoires zu sprechen. Weil in dem Fall diejenigen, die den Kinderwunsch haben, Homos sind? Oder Männer?

     

    Noch eine Frage: Wie vielen armen und vernachlässigten Kindern hast du ein Zuhause geboten?

  • R
    Rocora

    Quo vadis, Menschheit? - So kann sich die Menschheit auch selbst ausrotten!

  • S
    suse

    Es steht nichts über die ökonomische Situation der Leihmutter im Artikel. Ebenso ist Leihmutterschaft weiss Gott nichts neues und in vielen Gesellschaften gängige Praxis.

     

    Aber gut zu wissen, dass "radikal-pseudo-feministInnen" auch ohne konkretes Wissen, gern die Moralkeule schwingen - Hauptsache Empörung ... wie peinlich, wie studentisch ...

  • E
    eva

    Die Väter sind glücklich ... und wer fragt nach der Leihmutter? wie geht es ihr damit? Sie hat Geld gekriegt, und gut? Ihre Gefühle, und ihren Körper, der das Kind 9 Monate getragen und es geboren hat, kann man mit Geld nicht entschädigen.

     

    Was werden die beiden Männer dem Kind antworten, wenn es später mal fragt, wer es geboren hat?

     

    Für Leihmuterschaft gibt es keine moralische Rechtfertigung, egal von wem.

     

    Sie ist schlimmer als Prostitution, denn sie bestimmt nicht nur der Schicklsa der "Leihmutter", sondern auch das des Kindes.

     

    Kinder haben ein Recht auf Eltern, aber es gibt kein Recht auf Kinder!

     

    Und wenn man das Bedürfnis hat, sich um jemand zu sorgen: nicht nur in Deutschland gibt es genug arme und vernachlässigte Kinder, die Pflegeeltern suchen; das gibt es auch in Argentinien.

     

    Aber wer ein Kind als Lifestyleaccessoire braucht, für den tut's natürlich kein Pflegekind.

     

    Armes Kind. Und vor allem: arme Leihmutter.

  • N
    name

    Leihmutterschaft ist eine widerliche Ausbeutung von armen Frauen. Es spielt dabei keine Rolle ob sterile Heteropaare oder Homopaare die Abnehmer sind.

     

    Kinder sind keine Konsumgüter - Punkt.

    Der Uterus der Frau ist nicht vermietbar.

     

    Was machen eigentlich die Paare wenn ein Kind behindert ist ?

    Ich habe vernommen, dass dann Paare von ihrem Kauf zurücktreten können.

  • A
    AntonErdnusscreme

    Ja, wie geil, kommt man gleich wieder mit Stammtischparolen hervorgekrochen und garniert dies mit ein wenig intellektuellen Horrorszenario-Andeutungen, um nicht gleich als homophob abgestempelt zu werden.

    Wenn es darum geht, die Taten Anderer moralisch zu bewerten, halte ich mich da lieber an die Methode eines Richard Dawkins, einfach mal überlegen, wer fügt wem eigentlich wie viel Leid zu ?!

  • R
    Rengie

    @Larina:

    Den großen Unterschied zwischen Samenspende und Leihmutterschaft sehe ich in den 9 Monaten, die das Kind im Bauch der Mutter verbringt, und in denen die beiden eine Beziehung zueinander aufbauen.

    Der Vergleich mit der Prostitution paßt, nur kann ich in letzetrer auch nichts sehen, was zu feiern wäre...

    Schließe mich Ingo an, sollen sie Waisenkinder adoptieren, statt sich ihren Erben produzieren zu lassen.

  • T
    Tomtom

    Herzlichen Glückwunsch den beiden argentinischen Vätern. Ich bin selbst schwuler Vater und einen anderen Weg gegangen: Eine Freundin ist die Mutter geworden und wir ziehen das Kind zusammen groß.

     

    Mir gefällt's so besser für das Kind und es passt auch besser zu meiner Lebenssituation.

     

    Trotzdem würde ich mich dafür hüten, andere zu verurteilen. So einfach ist das mit dem Adoptieren von Waisenkindern erstens nicht und zweitens kann so ein Arrangement im Einzelfall sicher auch etwas sein, von dem alle Beteiligten profitieren, vor allem auch das Kind, das sonst nicht geboren wäre. Und warum nicht auch die "Leihmutter" - oder nennt sie, wie ihr wollt - die möglicherweise das Gefühl hat, etwas sehr Sinnvolles getan zu haben und der wahrscheinlich auch das Geld ein gutes Stück weiterhilft.

  • KM
    Kiriakos Madjaroglou

    reiche homosexuelle kaufen sich ein kind in indien.

    "O brave new world, that has such people in't!".

  • L
    Larina

    @Ingo: Mir ist der Gedanke auch unangenehm, ich würde nicht an so was teilhaben wollen ... aber ethisch sehe ich kaum einen Unterschied zur Samenspende, wenn alle Beteiligten, vor allem die austragende Mutter, mit dem Ablauf einverstanden sind. Ob nun gespendete Samenzelle oder gespendetes Baby, beides ist letztlich eine makabre Form der "Dienstleistung". Wenn es Frauen gibt, die ihren Körper verkaufen, sprich prostituieren, muss es wohl auch welche geben, die den Ihalt ihres Bauches verkaufen.

  • I
    Ingo

    Ich finde das Wort Leihmutter krank.

    Das hat irgendwas von Menschenhandel im weichen Sinne an sich.

     

    Nichts gegen Homosexuelle, von miraus sollen sie gerne Waisenkinder adoptieren, wenn die Leute dafür geeignet sind.

     

    Nur warum erlaubt man Kinderzucht und Gebärmutterleasing?