: Elf Ausbrecher
Der Knast in Oslebshausen ist kein Ort zum Verweilen, schon gar nicht bei schönem Wetter. So mögen mehrere Gefangene gedacht haben, die in den letzten Wochen versucht haben, zu fliehen. „In den letzten sechs Wochen gab es fünf Ausbruchversuche mit 11 Gefangenen. Vier sind geflüchtet, sieben wurden auf dem Gelände gefaßt.“ Diese Aussage des Leiters des Allgemeinen Vollzugsdienstes, Manfred Schellhorn, brachte am Donnerstag abend bei einer Diskussionzwischen Gefangenen und Anstaltsleitung die Gesichter der Offiziellen kurzzeitig zum Erstarren. Denn mit Ausbruchsversuchen aus dem Gefängnis läßt sich kaum positive Öffentlichkeitsarbeit machen. Also unterbleibt sie.
Nachfrage bei Knastleiter Hans-Henning Hoff. Wie war das mit den Fluchten? Antwort: „Ich bin nicht autorisiert, Auskunft zu geben. Das hat sich die Justizpressestelle vorbehalten.“ Dort ist man ob der Nachfrage wenig erbaut. Zwar sagt Justizpressesprecher Jürgen Hartwig: „Wenn Leute entweichen, dann wird das auch mitgeteilt“, doch in diesen Fällen habe er dazu keine Veranlassung gesehen. Da waren vor 14 Tagen vier Gefangene aus ihren Häusern getürmt. Zweien sei es gelungen, mit Hilfe von Bettlaken über die Mauer zu klettern. Ein paar Tage später seien sie wieder gefaßt worden. Die sieben anderen seien bereits bei der Fluchtvorbereitung entdeckt worden.
Überhaupt scheint es der SPD nicht recht zu sein, wenn der Knast wegen Ausbruchversuchen oder Drogenhandel in die Schlagzeilen gerät. Vollzugsleiter Schellhorn beklagte sich bei Hartwig, daß zwar der liberale Strafvollzug vertreten werde, doch „wenn mal was schief geht, übt Ihre Partei Druck aus. Das finde ich unehrlich.“
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