Elektro-Offensive der Autowirtschaft: Noch lange nicht zu spät
Die deutschen Autobauer haben bei der Verkehrswende bislang geschlafen. Aber ihre Vorteile können sie immer noch nutzen – und sogar ausbauen.
K eine Frage: Die deutschen Autobauer haben gepennt. Jahrelang haben sie sich der Transformation zur Elektromobilität verweigert. Gerne wird die Konkurrenz in China und den USA angeführt, die den neuen Antriebsformen tatsächlich sehr viel offener gegenübersteht.
Erst jetzt scheint VW aufgewacht zu sein. Mit dem ID.3 hat der Konzern erstmals ein Gefährt geschaffen, das es ernst meint mit der E-Mobilität. Die Elektrooffensive komme viel zu spät, monieren Experten. Einige beschwören gar den Niedergang der deutschen Autoindustrie herauf, an dem hierzulande jeder siebte Arbeitsplatz hängt. Tatsächlich aber ist noch lange nicht ausgemacht, wer das Rennen machen wird.
Was stimmt: China ist ganz vorne dabei. In keinem anderen Land hat sich das Elektroauto innerhalb kurzer Zeit so verbreiten können wie dort, und es sind einheimische Autobauer wie BYD, die Marktführer sind. Wahr ist aber auch: Die Wahl der Chinesen für E-Autos erfolgte keineswegs freiwillig. Sie kauften sie, weil sie für Autos mit Verbrennungsmotoren gar keine Fahrerlaubnis mehr erhielten. China wird es aber kaum gelingen, solche erzwungenen Kaufentscheidungen auch auf andere Länder zu übertragen.
Erfolgversprechender wirken Google, Tesla & Co. Richtig ist: Die großen US-amerikanischen Tech-Unternehmen haben viel Geld in die Hand genommen, um an neuen Mobilitätsformen wie autonomem Fahren zu forschen.
Zu viele Fragen bleiben ungeklärt
Doch das meiste davon ist Zukunftsmusik. Keiner weiß, wie und ob überhaupt autonomes Fahren wirklich kommen wird – zu viele Fragen wie Netzstabilität, Datenschutz und Sicherheit bleiben ungeklärt. Und was an teilautonomer Technik bereits auf dem Markt ist, ist so kompliziert, dass nur Tech-Nerds damit klarkommen. VW und Daimler bieten schon jetzt benutzerfreundlichere Pendants.
Solange es den individualisierten Individualverkehr gibt, haben die deutschen Autobauer gute Chancen, konkurrenzfähig zu bleiben. Technische Perfektion wird ihnen auch in der E-Mobilität gelingen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Diskussion um US-Raketen
Entscheidung mit kleiner Reichweite