piwik no script img

Elbphilharmonie wird noch später fertigIn drei Jahren - vielleicht

Senat räumt weitere Verzögerungen ein. Eröffnung nicht vor April 2014. Programm ist unklar, Verträge mit Künstlern können zurzeit nicht geschlossen werden.

Wird wohl nie fertig: die Elbphilharmonie. Bild: dpa

Es wird wohl noch an die drei Jahre dauern, bis die Elbphilharmonie fertig gestellt ist. Das geht aus den Antworten des Senats auf zwei parlamentarische Anfragen der Linken und der FDP hervor. Demnach sei mit der Übergabe des Baus erst im April 2014 zu rechnen, erhielt der Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch zur Antwort. Wann mit einer feierlichen Eröffnung der Elbphilharmonie zu rechnen ist, will der Senat aber vorsichtshalber nicht vorhersagen. "Im Übrigen wird die Eröffnung nach der Fertigstellung erfolgen", lautet die unfreiwillig komische Antwort auf eine zeitgleiche Anfrage der FDP-Fraktionschefin Katja Suding: "Ein Eröffnungstermin wird daher aktuell nicht benannt."

Ursprünglich war bei der Grundsteinlegung für das Konzerthaus in der Hafencity im April 2007 mit einer Bauzeit von dreieinhalb Jahren kalkuliert worden. Nach mehrfachen Verzögerungen vereinbarten die Stadt und das Bauunternehmen Hochtief im Dezember 2008 neue Termine. Danach sollte das künftige Hamburger Wahrzeichen auf dem Kaispeicher A am 30. November 2011 - in vier Monaten - fertig gestellt sein. Im März diesen Jahres wurde eine Verzögerung um zwei Jahre bis November 2013 eingeräumt, jetzt kommt die nächste Verlängerung um ein weiteres halbes Jahr bis zum April 2014.

Das seien "zwei Jahre und viereinhalb Monate (865 Tage) später als vereinbart", hat der Linken-Abgeordnete Joachim Bischoff in Vertretung des urlaubenden Hackbusch nachgerechnet. Offenbar halte der Vertrag vom Dezember 2008 "nicht, was er versprach". Anscheinend habe der Senat "keine Handhabe, die Einhaltung der Termine zu erzwingen". Wann die Elbphilharmonie eröffnet werde, so Bischoff, "steht in den Sternen".

Die Terminpläne

Zwischen der Stadt und dem Baukonzern Hochtief waren im Dezember 2008 folgende Vertragstermine vereinbart worden:

Fertigstellung Rohbau: 6.10. 2009 - pünktlich erfolgt - Verzögerung keine.

Fertigstellung 26. Obergeschoss: 11.1.2010 - erfolgt am 3.5.2010 - Verzögerung 96 Tage.

Fertigstellung Montage Fassadenelemente: 4.12.2010 - noch nicht erfolgt - Verzögerung bislang 150 Tage.

Fertigstellung Großer Saal: 31.10.2011 - Prognose 28.10.2013 - Verzögerung ca. 727 Tage.

Gesamtübergabe: 30.11.2011 - Prognose 15.4.2014 - Verzögerung ca. 865 Tage.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt Suding. Auch der neue SPD-Senat wisse offensichtlich nicht, "wann die Elbphilharmonie mit welchem Programm eröffnet wird", so die liberale Fraktionsvorsitzende. Denn Vertragsverhandlungen mit Künstlern könnten zurzeit wegen der unklaren Lage nicht abgeschlossen werden, räumt der Senat auf ihre entsprechende Frage ein. Deshalb sichere die für das Programm zuständige "Hamburgmusik GmbH aktuell keine festen Termine in der Elbphilharmonie zu". Die Kulturbehörde beabsichtige jedoch, "in dieser Wahlperiode eine langfristige Konzeption für den Spielbetrieb zu erarbeiten", verspricht der Senat. Die Legislaturperiode dauert bis Februar 2015 - bis dahin soll das Konzerthaus immerhin den Betrieb aufgenommen haben.

Ursprünglich sollte der Prestigebau samt privater Mantelbebauung für Parkhaus, Hotel und Eigentumswohnungen rund 186 Millionen Euro kosten, davon sollten 77 Millionen Euro auf die Stadt entfallen. Inzwischen liegt der öffentliche Anteil bei mindestens 323 Millionen Euro, die Gesamtkosten betragen mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Anfang Juli hat die Stadt vor dem Landgericht Klage gegen Hochtief eingereicht, um klären zu lassen, wer für die Verzögerungen verantwortlich ist. Das Bauunternehmen muss pro Tag Verzug eine Vertragsstrafe von 200.000 Euro zahlen, höchstens jedoch 38 Millionen Euro. Bis zum jetzt genannten Eröffnungstermin im April 2014 würden sonst, so hat Bischoff errechnet, "173 Millionen Euro fällig".

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • P
    pablo

    die elbphilharmonie zeigt wie wichtig eine private haftung für politiker wahn ist.

  • HA
    Herr Aktion

    Moin!

     

    Na und?

    Das Ding ist doch eh nur für die Atmosphäre am Hafen gebaut!

    Es sieht jetzt schon genial aus, und immer wenn ich zurück nach Hamburg komme, erfüllt es mich neuer Verbundenheit.

    Ich will Leuten HH zeigen und sie nicht zu irgendwelchen Philharmonien zwingen... die wenigsten wollen doch wirklich wegen der Musik darein....

    Meinetwegen langt der Außenausbau völlig, aber ein Zweck muss ja sein...

    Wenn nur gegen alles protestiert wird, hätten wir auch keinen Michel und die Brüsseler kein Atomium - was vom Expogelände in Hannover übiggeblieben ist ganz zu schweigen.-.-.

    Lasst uns das Ding ins Herz schließen und anderswo endlich Wohnungen bauen!

     

    H.A.

  • P
    pablo

    die elbphilharmonie zeigt wie wichtig eine private haftung für politiker wahn ist.

  • HA
    Herr Aktion

    Moin!

     

    Na und?

    Das Ding ist doch eh nur für die Atmosphäre am Hafen gebaut!

    Es sieht jetzt schon genial aus, und immer wenn ich zurück nach Hamburg komme, erfüllt es mich neuer Verbundenheit.

    Ich will Leuten HH zeigen und sie nicht zu irgendwelchen Philharmonien zwingen... die wenigsten wollen doch wirklich wegen der Musik darein....

    Meinetwegen langt der Außenausbau völlig, aber ein Zweck muss ja sein...

    Wenn nur gegen alles protestiert wird, hätten wir auch keinen Michel und die Brüsseler kein Atomium - was vom Expogelände in Hannover übiggeblieben ist ganz zu schweigen.-.-.

    Lasst uns das Ding ins Herz schließen und anderswo endlich Wohnungen bauen!

     

    H.A.