Eishockey-Spektakel unter freiem Himmel: Nostalgie pur

Die Buffalo Sabres und die Pittsburgh Penguins spielen wie weiland unter freiem Himmel Eishockey. Spieler und Fans sind begeistert von der Ursprünglichkeit des Treibens.

71.000 Zuschauer besuchten das Open-Air-Spiel im Ralph Wilson Stadium Bild: ap

Die 71.000 Zuschauer auf den Rängen des Ralph Wilson Stadium konnten kaum die Hand vor Augen sehen. Graue Wolken waren am Neujahrstag über die alte Stahlhüttenstadt Buffalo gezogen und warfen am Nachmittag einen satten Dauerwirbel weißer Flocken ab. Doch die Eishockeyanhänger ließen sich ihre Laune nicht verderben und feuerten mit donnernden Sprechchören 60 reguläre und 10 Nachspielminuten lang die Buffalo Sabres und die Pittsburgh Penguins an, die in der hastig umgebauten Football-Arena zum ersten Freiluftspiel der Profiliga NHL seit 2003 aufgelaufen waren.

Den Spielern gefiel das Winterspektakel nicht minder gut als den Fans. So fühlte sich Jordan Staal von den Penguins wie viele seiner Kollegen an seine Kindheit erinnert, daran, wie er auf zugefrorenen Flussläufen in Nordontario als Dreikäsehoch seine Leidenschaft für dieses Spiel entdeckt hatte: "Ich bin damals mit meinen Brüdern manchmal noch bei minus 40 Grad rausgegangen", sagte Staal mit roter Nase und glühenden Wangen nach der knappen Zwei-zu-eins-Shootout-Niederlage seiner Mannschaft. "Heute war es wieder das gleiche Gefühl wie damals." NHL-Jungstar Sidney Crosby, der für seine Sabres das Siegtor schoss, stimmte zu: "Wie nach jedem Drittel das Eis vom Schnee freigeschaufelt werden musste, das war wie früher in der kanadischen Jugendliga."

Die Partie zwischen den hart um die letzten Playoff-Plätze kämpfenden Sabres und Penguins sollte an die gute alte Zeit erinnern, als der Sport noch nicht in Arenen mit exakt regulierter Luft- und Eistemperatur ausgetragen wurde. Die sentimentale Reise sollte vor allem Quote bringen und einen Teil jener Zuschauerschaft zurückgewinnen, die seit der Streiksaison 2004/2005 davongelaufen waren.

Nach dem Ausfalljahr war der Preis für die TV-Rechte der Liga dramatisch gefallen. Anstatt für einen Dumpingpreis beim etablierten Sportsender ESPN zu bleiben, hatte sich die NHL damals dafür entschieden, für ein paar Dollar mehr zum Spartensender Versus zu wechseln, der Disziplinen wie Rodeo und Angeln überträgt. Die Entscheidung stellte sich als fatal heraus: Versus gehört nicht zum Grundkabelpaket der meisten US-Haushalte, die Quoten sanken dramatisch. Da half auch nicht mehr, dass wenigstens die Finalserie um den Stanley Cup vergangenes Jahr im nationalen Netzwerk lief.

Das Neujahrsspiel in Buffalo dürften auf dem US-Netzwerk NBC deutlich mehr Menschen gesehen haben. Doch auch wenn die NHL in der Folge der jetzt schon als "Winter Classic" etikettierten Partie keinen Quotensprung schafft, war das Experiment ein Erfolg: Die Eishockeyfete hat zweifelsohne das Zeug dazu, sich als Dauerbrenner im Terminkalender aller amerikanischen Sportfans festzusetzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.