Eisberg in Antarktis gerammt: Kreuzfahrtschiff "Explorer" sinkt
Abenteuer auf dem Kreuzfahrtschiff: Eisberg gerammt, Schiff sinkt wie einst "Titanic" - doch diesesmal ist Hilfe da.
BUENOS AIRES dpa Was ein faszinierender Abenteuerurlaub sein sollte, wollte, wurde für mehr als 150 Menschen zum echten Abenteuer: Das Kreuzfahrtschiff "Explorer" rammte am Freitag im Morgengrauen vor der argentinischen Küste einen Eisberg und schlug leck. Das Szenario erinnerte an den Untergang der "Titanic", doch die Menschen an Bord hatten Glück. Alle 100 Passagiere und 54 Besatzungsmitglieder konnten mit Rettungsbooten auf dem norwegischen Kreuzfahrtschiff "NordNorge" in Sicherheit gebracht werden. Die 73 Meter lange "Explorer" trieb mit 45 Grad Schlagseite im Meer. Ihr baldiger Untergang war nach Angaben der chilenischen Umweltministerin Ana Lya Uriarte so gut wie sicher. Die Auswirkungen auf die empfindliche Flora und Fauna der Antarktis seien sehr beunruhigend, sagte sie der Zeitung "La Tercera".
Die "Explorer" gehört zu dem kanadischen Reiseveranstalter Gap Adventures. Sie war nahe der Südlichen Shetlandinseln, rund 120 Kilometer nördlich der antarktischen Halbinsel und etwa 1000 Kilometer südlich von Feuerland unterwegs. Immer mehr Touristen fahren dorthin, um die atemberaubende Eis-Landschaft zu genießen. Nach Angaben des Veranstalters waren unter den Passagieren auch eine Deutsche, zwei Belgier, drei Dänen, 17 Niederländer, ein Schwede und vier Schweizer. Die meisten der anderen Urlauber kamen aus Großbritannien, Kanada, den USA und Australien.
"Die "Explorer" hat am Morgen vor der King-George-Insel einen Eisbrocken gerammt", erklärte Susan Hayes von Gap Adventures. "Alle Passagiere sind in Sicherheit, und es geht ihnen gut." Es gebe keine Verletzten. Nach Angaben der chilenischen Marine erlitten einige der Menschen Unterkühlungen. "Es war ein bisschen nass und kalt", sagte der Kapitän der "NordNorge" der BBC. Nach Informationen des auf Nachrichten aus der Seefahrt spezialisierten Internetportals Lloyd's List hatten Inspektoren kürzlich bei der "Explorer" mehrmals Mängel im Bereich der Sicherheit und der Ausstattung festgestellt.
Das norwegische Schiff mit den Schiffbrüchigen an Bord nahm Kurs auf Bahía Fieldes in der Nähe der chilenischen Antarktisstation Marsh. Von dort sollten die Reisenden per Flugzeug in die südchilenische Stadt Punta Arenas geflogen werden, sobald die klimatischen Verhältnisse dies erlaubten, sagte Rodrigo Vattuone von der chilenischen Marine. Zurzeit sei der Flughafen jedoch wegen schlechten Wetters geschlossen.
Havarien in der Antarktis sind extrem gefährlich. Die Lufttemperatur beträgt um diese Jahreszeit nur etwa minus fünf Grad. Das Wasser hat lediglich ein Grad. "Es würde bei diesen Wassertemperaturen nicht lange dauern, bis die Menschen unterkühlt sind", sagte Stephen Davenport vom Wetterdienst MeteoGroup. Zwar seien die Wetterbedingungen "recht gut" gewesen, doch "man will da jetzt mit Sicherheit niemand im Wasser haben", sagte Andy Cattrell von der britischen Küstenwache, die zusammen mit den USA, Chile und Argentinien die Rettungsaktion koordinierte.
Die Urlauber waren am 11. November vom argentinischen Hafen Ushuaia zu der 19 Tage langen Tour aufgebrochen. Ziel war die Drakestraße, die Wasserstraße zwischen der Südspitze Südamerikas und der Nordspitze der antarktischen Halbinsel. Pro Passagier waren für die Tour umgerechnet fast 8000 Euro fällig.
Die "Explorer" ist ein älteres Kreuzfahrtschiff. Sie wurde 1969 in Finnland gebaut und ist für die Fahrt durch Eis ausgestattet. Sie ist das erste speziell für Expeditionen angefertigte Kreuzfahrtschiff und wurde 1993 generalüberholt.
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