Einkaufen im Internet: Für Shopper kann Online tückisch sein
Preise bei Online-Händlern variieren stark und häufig. Das zeigt eine Untersuchung der Verbraucherzentrale, die fehlende Transparenz bemängelt.
15 von 16 durch die Verbraucherzentrale Brandenburg beobachtete Online-Händler ändern regelmäßig ihre Preise. Über ein Drittel der gut 1.100 beobachteten Produkte war laut einer am Montag veröffentlichten Untersuchung von Schwankungen betroffen: Die meisten änderten sich dreimal, einige sogar bis zu 32-mal im Beobachtungszeitraum von 34 Tagen. In den Webshops der Obi-Baumärkte und der Online-Apotheken DocMorris und Sany gibt es nahezu täglich für ausgewählte Produkte neue Preise.
Auch die Höhe der Anpassungen war teilweise drastisch: 30 Prozent der Preise wurden teils mehr als verdoppelt. Kunden müssen sogar mitunter doppelt so viel für das gleiche Produkt zahlen. So beim Elektronikhändler Mediamarkt, wo ohnehin Preise häufig und stark verändert wurden: Das Smartphone Samsung S8 hatte im Beobachtungszeitraum 22-mal eine neue Auszeichnung, die Preisdifferenz lag dabei bei 220 Euro. Im ungünstigsten Fall konnten Kunden so 800 Euro für das Telefon bezahlen. Im günstigsten Fall 580 Euro.
Entscheidend für den angezeigten Preis ist häufig auch der Zeitpunkt: Beim Online-Händler ATU waren im Untersuchungszeitraum Autobatterien oder Reifen jeweils am Vormittag bis zu 30 Prozent teurer als am Nachmittag zuvor. Bei den Versandapotheken DocMorris und Sanicare gingen an einzelnen Tagen Preissenkungen mit Erhöhungen anderer Artikel einher. „Wer zusätzlich zu heruntergesetzten Produkten noch weitere bestellt, sollte daher aufpassen“, erklärt Michèle Scherer, Digitalreferentin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg.
Das Auf und Ab irritiere: „Der Kunde kann nicht einschätzen, ob er bei seinem Kauf gerade spart oder draufzahlt“, erklärt Kirsti Dautzenberg, die zuständige Teamleiterin bei der Verbraucherzentrale. „Zudem hat er keinen verlässlichen Referenzpreis mehr, an dem er den Wert eines Produkts bemessen kann.“ Am Ende schade sich der Online-Handel mit seinen Preiskapriolen selbst. Denn: Die fehlende Transparenz lasse das Vertrauen schwinden. Grundsätzlicher Tipp der Verbraucherzentrale: Wer online shopt, sollte sich Zeit nehmen und die Angebote vieler Sites prüfen. „Generell“, sagt Scherer, „empfiehlt es sich, Preise online aufmerksam zu beobachten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen