Einigung in Katalonien: Neue Regierung mit einer Hürde
Der Sozialist Salvador Illa könnte nach langen Verhandlungen Regierungschef in Barcelona werden. Das wäre ein Novum, doch sicher ist es noch nicht.
Illa wäre damit seit langem der erste Politiker in diesem Amt, der gegen eine Abspaltung der wohlhabenden Region im Nordosten Spaniens ist. Die Übereinkunft muss aber noch von der Basis der ERC gebilligt werden. Die Befragung soll am Freitag stattfinden. Sollte die Einigung abgelehnt werden, müsste erneut gewählt werden.
Gegen die Einigung hatte sich vor allem die zweite große Separatistenpartei Junts des im Exil lebenden früheren Regierungschefs Carles Puigdemont ausgesprochen. Der Politiker, der 2017 mit einem als illegal erklärten Referendum Katalonien in die Unabhängigkeit führen wollte, kann bisher nicht in die Heimat zurückkehren, ohne eine Festnahme zu riskieren.
Die spanische Regierung in Madrid hatte eine Amnestie für Separatisten zugesagt und auch durch das Parlament gebracht. Im Gegenzug stimmten auch die Junts-Abgeordneten im Zentralparlament in Madrid für die Wiederwahl von Sánchez zum spanischen Regierungschef. Aber die spanische Justiz hat den Haftbefehl gegen Puigdemont bisher nicht aufgehoben, weil Puigdemont sich persönlich bereichert haben könnte, was ein Ausschlussgrund für die Amnestierung wäre.
Ein großer Erfolg
Für Sánchez wäre die Wahl des Sozialisten Illa ein großer politischer Erfolg. Allerdings ist er mit seiner linken Minderheitsregierung bei Abstimmungen im Parlament in Madrid auf die Stimmen von Junts angewiesen. Nach Einschätzung spanischer Medien könnten die Junts-Abgeordneten ihm das Regieren erheblich erschweren, wenn sie ihn nicht mehr unterstützen.
Einer der Streitpunkte zwischen ERC und Sozialisten war die Forderung, dass Katalonien künftig ähnlich wie das Baskenland und Navarra Steuern selbst eintreibt, und einen Teil an den Zentralstaat abzuführen. Bisher erhebt der Zentralstaat die Steuern und leitet einen Teil an Katalonien weiter. So ist es in fast allen Autonomen Gemeinschaften des Landes geregelt.
Der nun angenommene Vorschlag beinhalte ein „solidarisches Wirtschaftskonzept“, das die Erhebung weiterer Steuern durch die Regionalregierung und neue Finanzmittel zur Förderung der katalanischen Sprache bedeute, schrieb die Zeitung La Vanguardia.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste