Eine kurze Geschichte des olympischen Fackellaufs: Lodern und löschen
Erfunden wurde der Fackellauf von den Nazis. Die Sportfunktioniäre haben ihn institutionalisiert. Ein paar Mal gelang es schon, die Flamme auf ihrem Parcours zu bewässern.
Der olympische Fackellauf ist eine Erfindung der Nationalsozialisten. Sie geht zurück auf Joseph Goebbels, Reichspropagandaminister. Eine Staffel wurde also erstmals 1936 vor den Sommerspielen in Berlin veranstaltet. Erst seit dieser Zeit wird auf dem Olymp in Griechenland wieder das Feuer mit einem Brennspiegel entzündet und durch die Lande geschleppt. Carl Diem, Chef des 36er-Organisationskomitees, war verantwortlich für den brenzligen Fascho-Kitsch, den er mit dem Griechen Ionnanis Ketseas ausgeheckt haben soll. Mit dem Fackelsymbol zitierten die Nationalsozialisten die alten Griechen - Prometheus hob einst einen Stängel des Riesenfenchels in den Himmel, um ihn am Funken sprühenden Sonnenwagen des Helios zu entzünden und den Menschen das von Zeus geraubte Feuer zurückzugeben.
Am 20. Juli 1936 wurde das neuzeitliche Feuer in einer sogenannten Weihestunde zwischen den Ruinen des alten Olympia entzündet und zunächst durch Griechenland getragen. Die Linke des Landes machte mobil gegen den Lauf und plante, das Feuer zu löschen. Vor allem die kommunistische Jugendorganisation OKNE suchte, die Flamme zum Erlöschen zu bringen. Damit wollte man sich gegen "räuberische, unterjochende Ziele des Hitlerismus" und die "Vermarktung der olympischen Idee" zur Wehr setzen. In Larissa wäre es fast zur Löschaktion gekommen; sie wurde aber durch ein massives Polizeiaufgebot und die Verhaftung von dutzenden Protestierenden verhindert. Doch kurze Zeit später, in Prag, sollte es klappen. Das Fackelattentat gelang. Das Feuer loderte nicht mehr - allerdings nur für einen kurzen Moment.
So ein Coup glückte auch im Jahre 1994, als die Flamme auf dem Weg zu den Winterspielen in Lillehammer war. Der Fackellauf führte just durch Köln, die Heimat Carl Diems, "Einpeitscher beim Endkampf um Berlin" (FAZ). Das olympische Feuer wurde von couragierten Studenten mit einem Eimer Wasser erfolgreich gelöscht. Erwähnenswert ist auch der Protest im Jahre 1956 vor den Sommerspielen in Melbourne. Neun Studenten, denen die Symbolik des Fackellaufs zuwider war, joggten mit einer selbstgebauten Fackel aus einem Stuhlbein, einer runden Kuchenform und darin befindlichen brennenden Unterhosen los - und überreichten das Teil dem verdutzten Bürgermeister von Sydney, Pat Mills.
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