Eine Vorschau. Zum Abschied: Liebes Tagebuch...
■ ...die Bremen-Norder Akustik-Band „Pancake“ hat ihre erste CD aufgenommen / Ein Porträt seiner Mitglieder im dritten Jahr ihres Bestehens Von Andreas Neuenkirchen. Es ist sein letzter Artikel für die taz-Bremen
Spricht man sie auf ihren Bandnamen an, trifft man bei „Pancake“ einen wunden Punkt. „Der Name ist so schlecht!“, ruft Bassist Kai Teusner. „Ich wollte unbedingt einen Namen mit P“, versucht sich Sänger und Gitarrist Olaf Kock verschämt an einer Teilerklärung. Früher habe man versucht, die Namensgebung mit der Verteilung von Pfannkuchen auf Konzerten zu rechtfertigen, heute lebt man einfach damit.
Gar so schlecht scheint den Bremen-Nordern ihr Name allerdings auch wieder nicht zu gefallen. Schließlich haben sie ihr dieser Tage erschienenes Debütalbum ebenso genannt. Neun Songs aus der akustischen Folk-Ecke, im gelegentlichen Flirt mit der Psychedelik und mehr Groove, als man es von dieser Mischung gemeinhin erwartet.
Dabei sieht ausgerechnet Bassist Teusner den Groove-Aspekt gelassener: „Viele Menschen finden unsere Musik einfach nur schön. Musiker finden sie wahrscheinlich langweilig. Würde ich vielleicht auch, wenn ich mir das bloß anhören würde. Ich steh mehr auf Funk, und Pancake grooved eben nicht so richtig. Aber selbst die Musik zu machen, macht Spaß.“
Vielleicht grooved die Musik bald schon richtiger, denn die Band möchte sich nicht in eine Schublade stecken lassen. „Wir haben immerhin schon ein Stück mit echtem Schlagwerk. Zwar nur mit Besen gespielt, aber da gehen wir richtig ab. Man kann mit Olaf auch rocken.“
Olaf hat Pancake 1996 mit Kai ins Leben gerufen und gilt als Sprachrohr der Band, obwohl Kai im Interview gern für ihn antwortet: „Olaf therapiert sich in seinen Texten selbst, Olaf führt ein musikalisches Tagebuch, Olaf schreibt immer über Frauen...“ usw. Olaf bestätigt all das. Tatsächlich hat der freischaffende Künstler, Werbegrafiker und Musiker bereits fünf Bände Tagebuchnotizen zu Hause, aus denen er Inspiration für seine englischen Texte zieht. Nach deutschen Texten steht ihm nicht der Sinn. „Es ist schwierig, auf deutsch irgendwas Harmonisches zu singen. Sowas wie Pur wollen wir nicht machen.“ „Dann wär das Rock-Musik, Alter!“, findet Kai, und die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Kennengelernt haben die beiden sich sowie ihre MitmusikerInnen in Bremen-Nords unverwüstlichster Jugendkneipe Pinkel. In der gemeinsamen Band sollte Kai zunächst Percussion spielen, wechselte aber bald an sein bevorzugtes Instrument, den Baß. Fürs Percussion gewann man Wiebke Müller und Claas Meyer, die den Pancake-Sound auch gesanglich unterstützen.
Während Kai Teusner ordentlich Baßspielen gelernt hat, bedient Olaf Kock seine Gitarre ohne Notenkenntnis. „Mit neun Jahren habe ich Heimorgel gelernt, aber das war nichts. Immer, wenn der Lehrer meinen Kopfhörer genommen und gehört hat, was ich spiele, hat er das Gesicht verzogen.“ Gitarre hat er sich selbst beigebracht, weil man dazu besser singen kann als zum Keyboard. Sollte sein ehemaliger Heimorgellehrer die Pancake-CD hören, würde er bestimmt nicht mehr das Gesicht verziehen.
Kock und Teusner selbst hingegen hören das Werk, das im letzten November im Wuppertaler Backstage-Studio komplett als Session eingespielt wurde, mit gemischten Gefühlen: „Es ist ein Produkt einer längst vergangenen Ära, vom Gefühl her abgeschlossen.“ Das Album sei die Aufnahme einer guten Probe mit all den kleinen Fehlern, die bei Proben passieren können. Außerdem spiele man heute abwechslungsreicher als damals.
Das ist nicht zuletzt das Verdienst des neuen Geigers Martin Zander. Zander geigt neben Pancake in einem klassischen Orchester, ist Frank Zappa- und Jazz-Fan und spielt „viel abgefahrenere Sachen“ (Teusner) als der ehemalige Pancake-Geiger Georg Ochmann, mit dem die CD eingespielt wurde.
Viel Glück in München, wünscht die Redaktion!
Record-Release-Party: 30. 5., Freizi Alt-Aumund, 20 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen