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fahndungsplakateEine Stadt sucht Steinewerfer

Mögliche Straftäter per Fahndungsplakat zu ermitteln, gehört zu den peinlichsten Verfolgungsmethoden von Polizei und Staatsanwaltschaft. Peinlich darum, weil die Bilder ganz offensichtlich Gesuchte bereits als Täter präsentieren und dies auf eine Weise, die gleich mehrfach geschmacklos daherkommt. Wer sich an die Fotografien von RAF-Terroristen erinnert, sieht fanatisch-finster blickende Gesichter an der Litfaßsäule mit Physiognomien, zu denen dem Stammtisch nur die „Verbrechervisage“ und „Rübe runter“ einfallen konnte.

Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Seit der Plakataktion von Laurenz Meyer (Merkmal: CDU-Generalsekretär) mit Schröder (Merkmal: Kanzler) als Steuer-Ganove pflegt die Union einmal mehr ihr gestörtes Verhältnis zu solcherlei Fahndungsrhetorik. Mit 16.000 Plakaten bepflastert Werthebach (Merkmal: Innensenator, CDU) Kreuzberg flächendeckend mit 1.-Mai-Krawall-Postern, als ginge es um die Suche nach gefährlichen Staatsfeinden. Welches Bild der Innensenator (Merkmal: vernichtet Akten) von jenen 85 Gesuchten hat, wird ebenfalls ersichtlich. Sind doch die Plakate im Terroristenjagd-Design gehalten, so, als gehörten die aufgereihten Randalierer zu einer Bande.

Für die Verschärfung des Demonstrationsrechts ist Werthebach (Merkmal: Verfassungsschützer) bekanntlich jedes Mittel recht, auch der Aufruf an einen ganzen Bezirk, sich für jeweils 1.000 Mark Kopfgeld auf Verbrecherjagd zu begeben. Dass dabei Denunziantentum Tür und Tor geöffnet wird, lässt den CDU-Mann (Merkmal: Retter der deutschen Sprache) kalt. Und angesichts der überwiegend schlechten Video-Stills ist nicht auszuschließen, dass irgendjemand alte Rechnungen mit seinem Nachbarn zu begleichen sucht. Der steht dann erst mal mit einem Bein im Gefängnis und wird wegen der emotionalisierten Lage Schwierigkeiten haben, da wieder unbeschadet rauszukommen.

In seinem 1.-Mai-Verfolgungswahn hat Werthebach (Merkmal: Videofan) eines vergessen. Wer einen ganzen Bezirk kriminalisiert, unterschätzt die Ganovenehre. Gepetzt wird nicht!

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