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Das PortraitEin langsamer, aber stetiger Aufstieg

■ Michaela Geiger

Das Ergebnis konnte Michaela Geiger nicht überraschen. Mit gerade mal drei Stimmen Vorsprung setzte sie sich am Freitag auf der CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth gegen ihren männlichen Gegenkandidaten Albert Probst durch. Nun wird die 53jährige aller Voraussicht nach den Stuhl des Bundestagsvizepräsidenten einnehmen, der durch den überraschenden Tod des CSU-Politikers Hans Klein vakant wurde.

Knappe Abstimmungssiege sind für die gelernte Bildtechnikerin keine Neuigkeit. Als sie 1987 den Bundestagswahlkreis 212 von Franz Josef Strauß beerbte, hatte sie zuvor mit hauchdünner Mehrheit ihren CSU-Rivalen ausgebootet. Genugtuung verschafften ihr im Januar desselben Jahres die Wähler, die sie als Direktkandidatin mit 67,1 Prozent in den Bundestag hievten. Parlamentarische Erfahrungen hatte die Tochter eines FDP-Politikers zuvor bereits im Auswärtigen Ausschuß des Bundestags sowie als außenpolitische Sprecherin der Unionsfraktion sammeln können. Diese führten sie im Februar 1991 als parlamentarische Staatssekretärin ins Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dort agierte sie nicht immer zur Freude ihres Chefs, Carl- Dieter Spranger. 1992 zog sie sich den Zorn Sprangers zu, als sie diesen bei einer Abstimmung der CSU-Landesgruppe über die China-Politik im Regen stehen ließ: Während Spranger als einziger gegen eine Lockerung von Handelsbeschränkungen votierte, enthielt sich Geiger der Stimme – obwohl gerade sie nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz in Peking 1989 zu den vehementesten Verfechtern eines Boykotts gehört hatte.

Dem Image einer christsozialen Alibifrau entspricht die Mutter eines 28jährigen Sohns gar nicht. Hartnäckig und nicht selten mit einem gehörigen Schuß Populismus widerlegt sie mit ihren Thesen die Ansicht, Frauen müßten Politik anders gestalten als Männer. Als erste weibliche Staatssekretärin im Verteidigungsministerium, dem sie seit 1993 angehört, rief sie dazu auf, „zu bequeme Jobs für Zivildienstleistende“ zu überprüfen. Und die Bundeswehr, beschied sie, biete „mehr Chancen für Frauen“ als nur Sanitätsposten. Man darf also gespannt sein, ob und wie Geiger sich mit Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) und der Bündnisgrünen Vize Antje Vollmer in ihrem neuen Amt versteht. Severin Weiland

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