piwik no script img

„Ein bisschen krank“

■ Jörg Pleva inszeniert und spielt Molières Der Geizige im Ernst Deutsch Theater

„Mein Geld, mein armes Geld/ mein treuester Gefährte – man hat uns getrennt.“ Von Geiz und unheilbarer Geldsucht handelt die Komödie von Molière, mit der das Ernst Deutsch Theater die neue Spielzeit eröffnet. Schon fast Tradition sind die Molière-Inszenierungen zum Saisonbeginn. Diesmal wird „Der Geizige“ gegeben, ein späteres Werk des Begründers der französischen Komödie.

Jörg Pleva, der Regie führt und die Titelrolle spielt, ist leidenschaftlich begeistert von Molière seit er den Scapin spielte: „Molière schreibt, was man braucht als Schauspieler – über Gefühle mit allen Höhen und Tiefen.“ Er begann das Werk des großen Satirikers, der mit seinen gnadenlosen Scharfzeichnungen menschlicher Schwächen und Laster über seine Zeit hinaus ins Schwarze traf, zu studieren. „Ich hatte das Gefühl, ihn zu verstehen“, erinnert sich der 57-jährige. „Der wollte nichts anderes als unterhalten und trotzdem über ein paar Dinge, wie zum Beispiel Emanzipation, etwas sagen, womit er einer der ersten gewesen sein dürfte.“

Sinnfällig ist für Pleva die Vereinigung von Regisseur und Hauptrolle in einer Person, denn auch Molière arbeitete bei seinen Tourneen in der französischen Provinz und in Paris auf die gleiche Weise. Seit der ersten eigenen Aufführung ist er von Molière infiziert und inszenierte zunächst den weniger bekannten Wirrkopf, danach den Einakter Die Schule der Ehemänner und gründete schließlich eine eigene Truppe namens Adhoc, die 1998 mit drei kurzen Stücken beim Zelttheater auftrat. Jetzt wagt er sich an die bekannte Charakterkomödie heran. „Der Geizige ist eigentlich eine moderne Figur“, so Pleva, „bei Geld verschließen sich bei ihm alle Klappen, da hört alle Menschlichkeit auf. Er würde alles für Geld machen – ein bisschen krank, wie ich finde.“

Die Komik des Stücks ergibt sich eher in zweiter Instanz. Die Figur des Harpagon ist tragisch, durch ihre spöttische Darstellung wird sie wie eine Zwiebel bis auf den Kern geschält. Das Lachen soll den Zuschauern in den Hälsen stecken bleiben, und eigenlich ist nur Schadenfreude möglich. Auch zukünftig will Jörg Pleva am Werk Molières dranbleiben: Als nächstes plant er den Don Juan. Anna von Villiez

Premiere: Do, 26. August, 19.30 Uhr, Ernst Deutsch Theater

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen