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Ein „Unterdrückungswettlauf“ lähmt die Frauen

■ Der „Unabhängige Frauenverband“ (UFV) diskutiert seine Erfolglosigkeit

Berlin (taz) – Totgesagte mögen länger leben, aber wer weiß noch von ihrer Existenz: Der „Unabhängige Frauenverband“ (UFV) zumindest ist fast völlig in der Versenkung verschwunden. Am Wochenende fanden sich gerade noch 118 Frauen in Berlin zum 4.Kongreß des Verbandes zusammen. Vom Mitgliederschwund bedroht und kaum noch in der Öffentlichkeit präsent, forschte frau nach den Gründen dafür. Fünf Frauen fanden sich zur Debatte auf dem Podium, unter ihnen Christina Thürmer-Rohr von der TU Berlin und Christina Schenk, Mitglied des Bundestages.

Selbstkritik stand am Anfang. Trotz weltweiter ökologischer und wirtschaftlicher Krisen und wiederauflebenden Rassismus schweigen die Feministinnen beider Deutschländer und ziehen die private Nabelschau vor. Während sich von Frauenseite kaum Widerstand regt, so Diskussionsteilnehmerin Eva Schäfer, „reagiert das patriarchale Krisenmanagement mit seiner eigenen Logik: Krieg, Gewalt und dem Ruf nach dem Führer“. Und Christina Schenk führte aus: „Wir haben die Utopie, die grundsätzliche Kritik immer nur im Kopf, aber wir handeln nicht.“

Feminismus, das wurde deutlich, beinhaltet für die Frauen auf dem Podium auch die Forderung nach einer „globalen Gesellschaftstransformation“.

Die ist jedoch für die gespaltene Frauenbewegung Deutschlands in weite Ferne gerückt. Keine formulierte die Gründe dafür so klar wie Christina Thürmer-Rohr. Es finde ein lähmender „Unterdrückungswettlauf“ zwischen Ost- und Westfrauen, zwischen Lesben und Heteras, zwischen schwarzen deutschen Frauen und weißen deutschen Frauen statt, in dem diejenige siegt, die „am unterdrücktesten von allen ist“. Die „neue Opferrolle“, so Podiumsteilnehmerin Carola Wildt, „ist völlig untauglich für das Feminismusverständnis.“

Ausbau und Stärkung der eigenen weiblichen Identität, so gab Christina Thürmer-Rohr zu bedenken, sei unabdingbar. Wird die Identitätssuche aber zum Politikum, dann ziehe sie Abgrenzung nach sich. Ein umfassendes Unrechtsbefinden, das zum gemeinsamen Handeln der Frauenbewegung führen könnte, ist so kaum denkbar: „Ein so verstandener Feminismus wird separatistisch und ineffektiv.“ Ausbildung der eigenen Identität sei Voraussetzung und Mittel, aber nicht Ziel feministischer politischer Arbeit.

Eine Kritik, die auch auf den momentanen Zustand des UFV zutrifft. Der, so Eva Schäfer, „reagiert und agiert außer im eigenen Betroffenheitsbereich nicht und übernimmt keine Verantwortung“.

Ob das Plädoyer der Diskussionsteilnehmerinnen für eine „neue Schwesterlichkeit“ vom UFV umgesetzt werden kann, bleibt noch abzuwarten. Genug Anregung lieferte es in seiner Klarheit allemal. Tanja Stidinger

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