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Ein Stück Niebel wird musealisiertDie Mütze dampft noch

Entwicklungsminister Niebel hat seine Bundeswehrmütze dem „Haus der Geschichte“ aufgeschwatzt. Der Direktor freut sich über ein „Story Telling Object“.

Die Mütze geht ins Museum, der Kopf bleibt Niebel erhalten. Bild: dpa

BERLIN taz | Sammlungsdirektor Dieter Preißer ist zufrieden: Rund 15 Medienvertreter seien dabei gewesen, als am Donnerstagmorgen der Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) seine zum Markenzeichen deklarierte Bundeswehrmütze dem Bonner „Haus der Geschichte“ übergab. Nicht, dass das Käppi direkt in eine Austellung kommt, aber eben in die Sammlung, erklärt Preißler, für später.

Preißler kommt nicht umhin zuzugeben, dass die gute Idee vom Minister selbst stammt: Niebel regte vor wenigen Monaten an, seine Mütze im Haus der Geschichte zu verwahren. „Aber als wir das hörten, haben wir uns gefreut, dass wir ins Gespräch kommen“, erklärt der Sammlungsdirektor. Aus dem Umfeld Niebels sei noch einmal nachgearbeitet worden. Und so ist die Mütze nun neben den Turnschuhen des ersten grünen Umweltministers Joschka Fischer zum bundesrepublikanischen Historiending aufgewertet.

Nein, die Aufnahme des persönlichen Gegenstands eines amtierenden Ministers, der zufällig just diese Woche auch um einen Führungsposten in seiner Partei kämpft, sei nicht ungewöhnlich, sagt Preißler. Helmut Kohls Strickjacke, die er 1990 bei den Gesprächen mit dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow zur deutschen Einigung trug, sei auch zu Kanzlerzeiten genommen worden. Aktualität sei entscheidend, womöglich ist sonst der Müllschlucker schneller: „Die Objekte müssen dampfen“, erläutert Preißler.

Mit einer Kohl’schen Strickjacke kann so eine Gebirgsjägermütze „Baujahr 11/84, ein Traditionsstück“ (Niebel) natürlich gut mithalten. Zumal, wie Preißler betont, „es auch eine Mediengeschichte dazu gibt“. Dies sei eines von drei Kriterien, nach denen sich die Aufnahme dieses „Story Telling Objects“ bestimmt habe: Die Mütze spiegele ein Stück der Persönlichkeit wieder, sie provoziere, und, wie gesagt, die Presse springe drauf an.

In der Tat war Niebels alte Bundeswehrmütze 2010 – bald nach Amtsantritt auf des neuen Ministers erster Afrikareise – manchen Leuten unangenehm aufgefallen: ein „Landser-Käppi“ etwa erkannte der Stern darin. Dabei kompensierte der Minister womöglich bloß entgangene Erfahrungen. Zu den Zeiten, als Niebel als Fallschirmjäger-Zugführer in Calw diente, war die Bundeswehr noch nicht in Asien oder Afrika unterwegs.

Doch lehrt dieser Vorgang eines: Egal mit welchem Accessoire einE PolitikerIn demnächst vor Kameras wedelt: Jeder sollte dies unbedingt ignorieren, der eine Adelung durchs Haus der Geschichte vermeiden will. Weshalb die taz auch erst heute berichtet, da es zu spät ist.

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12 Kommentare

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  • T
    tazitus

    "Niemals geht man so ganz..

    Irgend was von Dir bleibt hier.."

     

    Der FDP-Parteitag wird ihm erklären, wo`s hin geht.

  • K
    Kulturtreter

    Die Mütze gehört als Fußabtreter in den Eingang, passend zur Stiftung.

    War es nicht so das die BND Flugmaschine heimlich Kulturgüter aus Afghanistan transportiert?

  • AJ
    Andreas J

    Der Teppich aus Afganistan währe ein interessanteres Story Telling Object gewesen.

  • G
    Gerald

    @ Celsus: der hat doch nur einen Witz auf Kosten der Bundeswehr bzw der Gruenen gemacht. Im Militaerhistorischen Museum in Dresden haengt ja anscheienend der Overall von Petra Kelly. Was der da genau zu suchen hat, und was damit egsagt werden soll ist genauso unklar wie diese Muetzengeschichte

  • R
    ridicule

    "Die Objekte müssen dampfen“, erläutert Preißler.

     

    Jau, da sachste was, Alder.

    Dichter Niebel schwebte über den Wassern,

    aber unter seiner Mütze war es öd und leer.

    FDP halt.

  • RJ
    Roberto J. De Lapuente

    Der Mann wird von der Geschichte vergessen werden - seine Mütze wird überdauern, wenn auch nur als Objekt eines Ministers, dessen Namen just in dem Moment vergessen ist, da man den Blick von der Erklärungstafel abwendet.

    http://ad-sinistram.blogspot.de/

  • TT
    toni Tornado

    Die Kette der Niebelschen Peinlichkeiten reisst nicht ab. Schafft endlich diesen Minister ab, wie er sein Ministerium abschaffen wollte. Schwarz Gelb abwaehlen, es ist dringend!

  • G
    Grübel

    Vielleicht der erste Minister in good old Germany der wegen einer Stoffmütze zurücktritt. Sachen gibt´s...Alder, du glaubst es nicht. Das haut mich echt vom Teppich, :D...

  • K
    Kanalarbeiter

    Jetzt, Dirk Nebel, vernebelt, ähm Niebel, gibts eins auf die Mütze. Mit Stoff hast du es eh, nicht wahr? Erst der Teppich, jetzt die Mütze. Stofffetischist, wie? Da hast du dir aber ein heißes politisches Thema ausgesucht. Mein lieber Scholli. Also an die Mütze haben sich ja nicht einmal die Grünen zu ihren besten Zeiten herangewagt. Und dann wird die auch noch im Museum ausgestellt. Ja, wir Bürger, alle, alle, alle, wir Pilgern dahin, wollen die Fairtrade-Mütze sehen, die garnicht Fairtrade ist und du gehst als Retter der Museenlandschaft in die Geschichte ein. Der teutsche Hauptmann, spendet ganz teutsch seine Fairtrademütze, teutonisch gar. Dass für so ne olle Mütze ca. 4000 Liter Wasser draufgehen und Baumwolle ein ökologisches Scharmützel ist, hast du natürlich völlig verniebelt. Na, da hast du dir aber was Fieses ausgedacht, mein Junge, ich muss schon sagen, Niebelein im Nebel mit ner Mütze auf m Kopp, nicht zu vergessen: schwarze Sonnenbrille...puh. Andere türken, er dirkt.

  • U
    Ulrich

    Ich war vor einigen Jahren im Haus der Geschichte. Ich war erschrocken darüber wie unkritisch insbesondere das erste Jahrzehnt der Geschichte der Bundesrepublik dargestellt wurde. Viel "Wirtschaftswunder", dafür kaum ein kritisches Wort über die Richter, Staatsanwälte, Polizisten und Beamten die noch bis 1945 zuverlässige Stützen des NS-Regimes gewesen waren und dann nach dem Motto "Ob Diktatur oder Demokratie, uns braucht man immer" weiter machten als sei nichts geschehen.

     

    In so ein Haus passt diese Mütze wie die Faust aufs Auge. Eventuell könnte man Niebel fragen ob er noch einen Teppich aus Kabul spendet. Dann hätte man das Thema Afghanistan-Konflikt auch gleich mit abgehandelt.

  • C
    Celsus

    Selten habe ich so gelacht. Das ist ja eine Geschichte, die ich keinem Kabarettisten abgenommen hätte. Aber es ist wirklich ein starkes Stück, wie der Mann diese Mütze einem Museum aufschwatzen konnte und dann noch Rührung über seinen eigenen Verzicht zeigt.

  • T
    tazitus

    Stammt die Mütze gar nicht von Brakelmann aus Büttenwarder?