Das Portrait: Ein Schönling und Harvard-Zögling
■ Jamil Mahuad
Schon als Bürgermeister der Hauptstadt Quito hat sich Jamil Mahuad einen Namen gemacht: als einer der eitelsten Männer Ecuadors. Der 48jährige mit dem modernen Kurzhaarschnitt und der modischen Brille mußte schon im Wahlkampf manchen Spott einstecken. „Mannequin“, lästerten seine Gegner.
Mahuad gibt sich Mühe, nicht nur gepflegt auszusehen, sondern auch in andern Dingen nichts dem Zufall zu überlassen. Der Christdemokrat gilt als Perfektionist mit Elefantengedächtnis. Schon als Jugendlicher war er in der Vereinigung katholischer Studenten Amerikas aktiv, und 1981 trat er der christdemokratischen Partei bei, deren Vorsitzender er mehrfach war.
Mahuad stammt aus einer libanesischen Einwandererfamilie, die es in Ecuador zu Wohlstand brachte. So konnte er es sich leisten, in Harvard Jura zu studieren. Danach setzte er noch eins drauf und absolvierte ebenfalls in Harvard einen Aufbaustudiengang in öffentlicher Verwaltung. Seine Sprache ist dementsprechend akademisch, so daß sein Beraterteam zuweilen fürchtete, er rede über die Köpfe der Wähler hinweg.
Sein Credo für die Politik: „Die unsichtbare Hand des Marktes und die sichtbare Hand der Regierung müssen zusammenarbeiten.“ Dabei, erklärte er ein ums andere Mal mit seiner tiefen Stimme, soll der Staat die Ungleichheiten des Marktes ausgleichen. Kein leichtes Vorhaben. Mahuad übernimmt einen Staat mit einer Inflation von jährlich derzeit 38 Prozent, in dem 65 Prozent der Bevölkerung als arm gelten, 35 Prozent als extrem arm. Wie Mahuad unter diesen Bedingungen das Bildungs- und Gesundheitssystem verbessern will, ist unklar – versprochen hat er es.
Mahuad, der als entscheidungsfreudig und herzlich gilt, ist in Ecuadors Politik längst ein alter Hase. Über zwei Legislaturperioden war er Abgeordneter, unter der Präsidentschaft seines Parteifreundes Oswaldo Hurtado (1981-1984) Arbeitsminister. Seit 1992 regiert er die Hauptstadt Quito, 1996 wurde er im Amt bestätigt. Bereits vor 10 Jahren hat er schon einmal versucht, Präsident zu werden, und scheiterte an seinem Gegenkandidaten Rodrigo Borja von der Demokratischen Linken. Jetzt hat Mahuad es geschafft. Vergangenen Sonntag wählten ihn 53,3 Prozent der Ecuadorianer zu ihrem Präsidenten. Ingo Malcher
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