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Ein Rentner oder Robin Hood?

Ein Rentner oder Robin Hood?

Was zeigt dieses Gesicht? Anspannung? Konzentration? Kraft, oder gar Brutalität? Auf jeden Fall ist die Olympia-Sportart Bogenschießen eine Kombination dieser Wesensmerkmale. Die Berliner Meisterschaften, ausgetragen am gestrigen Sonntag auf der Anlage des TiB in Kreuzberg, waren dennoch ein Beispiel dafür, daß es nicht reicht, nur diese Fähigkeiten ins Sportgerät zu werfen: um die 90 m entfernte Scheibe in der gelben Mitte zu treffen, bedarf es neben Investitionen von 2.000 Mark auch viel Zeit zum Training. „Die Schützen müssen ein Gefühl entwickeln, wie sie sich bei den verschiedenen Windrichtungen verhalten müssen. Das bekommt man nur durch fleißige Arbeit“, sagte Ernst-Wolfgang Wenk von der Turnergemeinde in Berlin. Außerdem müßten die Schützen körperlich „ausgesprochen fit“ sein. Jeder habe bei einem Wettkampf 144 Pfeile abzuschießen und müsse pro Versuch einen Kraftaufwand leisten, der vergleichbar mit dem Anheben von etwa 20 Kilo sei. Außerdem würden mit der Zeit die Beine schwer, wie Wenk weiter ausführte. „Das ewige Hin und Herrennen, um zu zählen und die Pfeile einzusammeln.“ Deshalb trainieren die Spitzenschützen bis zu viermal die Woche, organisieren sich in Kadern, werden unterstützt vom DSB. Bei den Damen liegen die Berliner Hoffnungen ganz auf den Schultern der erst 15jährigen Claudia Loroff. Am Sonntag deklassierte sie ihre Konkurrentinnen und rechnet sich sogar Chancen aus, für höhere Aufgaben eingesetzt zu werden: Die Schülerin wird demnächst an einem Qualifikationsturnier in Westdeutschland teilnehmen, bei dem es um die Nominierung zu den Olympischen Sommerspielen in Seoul geht. Das Endresultat der Herren lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor. Insgesamt gibt es 350 aktive Bogenschützen in Berlin. 75 Teilnehmer aus fünf Vereinen nahmen am diesjährigen Titel -Turnier teil.taz/Foto: Christian Schulz

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