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■ Bonn-apartEin Nobody schleicht unsichtbar herum

Peter Hintze, der Generalsekretär der CDU, hat eine vorteilhafte Fähigkeit. Er kann sich unsichtbar machen. Wie er das macht, wissen wir nicht. Wir wissen nur: Peter Hintze ist stets informiert über Veranstaltungen, bei denen er nach Augenzeugenberichten gar nicht anwesend war und gibt seine Kommentare dazu schon ab, bevor diese Veranstaltungen zu Ende sind.

Peter Hintze muß einfach unsichtbar sein. Am vergangenen Sonntag nachmittag etwa, beim Strategiekongreß von Bündnis 90/Die Grünenin Hannover, machten Faxe von Hintze die Runde. Hintze schrieb: „Traurige symbolische Bedeutung kommt dem Auftritt des PDS- gestützten SPD-Ministerpräsidenten Höppner zu. Sein Magdeburger Tabubruch soll still und heimlich zum Bundesmodell für Rot-Grün werden. Eine SPD-Grünen-PDS-Regierung wäre eine Gefahr für Deutschland.“

Teilnehmer der Veranstaltung, die sichtbar waren, wunderten sich. Denn Höppner hatte das Magdeburger Modell für den Bund definitiv ausgeschlossen. Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt hatte abends gesprochen.

Ist ein Unsichtbarer etwa auf Tageslicht angewiesen, um perfekt zu funktionieren? Oder wie sonst konnte Hintze dieser Blackout passieren? Wir ahnen jedenfalls, weshalb die Forschungsmittel im Bundeshaushalt zusammengestrichen worden sind. Ein Teil dafür wurde abgezweigt, um das Geheimprojekt „Nobody“ zu perfektionieren.

Am vergangenen Dienstag war Hintze wieder als Nobody unterwegs. Bei der Pressekonferenz der SPD zur Halbzeitbilanz der Legislaturperiode. Es war taghell. Noch bevor die SPD- Pressestelle eine Zusammenfassung schickte oder eine Presseagentur etwas geschrieben hätte, faxte er: „Oskar Lafontaine und Rudolf Scharping haben der SPD mit dieser Pressekonferenz keinen Gefallen getan. Sie haben nur noch einmal unterstrichen, daß die SPD derzeit keine tragfähige Alternative zu bieten hat.“

Nun gut, diesmal, Herr Hintze, haben ihre Wahrnehmungen offenbar bestens funktioniert. Nur einer ihrer nachfolgenden Sätze macht uns stutzig: „Vaters oder Mutters Arbeitsplatzsicherheit ist wichtiger als 20 Mark Kindergelderhöhung.“ Werden jetzt also die Arbeitsplätze unsicherer, weil ihre Regierung auf Druck der Opposition das Kindergeld um 20 Mark erhöht? Unsichtbar werden fordert offenbar seinen Preis. Das Zukunftsministerium sollte sicherheitshalber weitere Mittel für Sie bereitstellen. Für das Projekt „Shut up your mouth“. Markus Franz

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