piwik no script img
taz logo

Ein Mineralölgigant entdeckt die Kraft der Sonne

■ Firma Shell will in Gelsenkirchen jährlich Solarmodule für 25 Megawatt produzieren

Gelsenkirchen (taz) – Die modernste Solarzellenfabrik der Welt wurde gestern in Gelsenkirchen eröffnet. Betreiber ist ausgerechnet ein Konzern, der bis vor kurzem ein rotes Tuch für Umweltschützer und Menschenrechtsgruppen war: die Firma Shell. Sie wird künftig in Gelsenkirchen-Rotthausen Sizilizumscheiben zu Solarzellen verarbeitet, um diese dann im niederländischen Helmond oder in der ebenfalls in Gelsenkirchen ansässigen Solarfabrik von Pilkington Solar International zu Modulen weiterverarbeitet zu lassen.

Die grenzüberschreitende Kooperation sei wegweisend für die Zukunft, sagte Jeroen van der Veer, Mitglied des Committee of Managing Directors der Shell Gruppe. Die Gelsenkirchener Fabrik könne „als Katalysator für ein ,SolarValey' im nördlichen Teil Europas“ wirken. Unterdessen forderte Ministerpräsident Wolfgang Clement entsprechende politische Weichenstellungen, damit die erneuerbaren Energien künftig im Energiemix eine „nennenswerte Rolle“ übernehmen können.

Im nächsten Jahr sollen in der Gelsenkirchener Fabrik Siliziumsolarzellen mit einer Gesamtleistung von 10 Megawatt produziert werden. Schrittweise soll die Produktion auf 25 Megawatt pro Jahr erweitert werden. Damit wird Shell Solar deutlich über den Bedarf des deutschen Marktes hinaus produzieren, der nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarenergie derzeit bei 12 Megawatt pro Jahr liegt.

Doch die Nachfrage kann schnell zunehmen, glaubt Fritz Vahrenholt vom Vorstand der Deutschen Shell AG. Dann nämlich, wenn das 100.000-Dächer-Programm der Bundesregierung verbessert werde und Photovoltaik so „nicht nur ein Produkt für grüne Lehrer“ und den Export in Länder wie China, Sri Lanka und Indien bleibt. Insbesondere forderte der ehemalige Hamburger Umweltsenator eine deutliche Erhöhung der Einspeisevergütung für photovoltaisch erzeugten Strom.

Dieter Berkhout, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Shell AG, ergänzte, dass Deutschland der potentiell größte Photovoltaik-Markt Europas, ja mithin ein „Riesenmarkt“ sei.

Die Gelsenkirchener Fabrik, ein gemeinsames Unternehmen der Shell Solar, die einen Anteil von 80 Prozent hält sowie der Pilkington Solar International wurde von Bund und Land mit jeweils sechsMillionen Mark gefördert. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 50 Millionen Mark. In der Fabrik selber entstehen nach Angaben von Shell 45, im Umfeld weitere 50 neue Arbeitsplätze.

Auch an anderen deutschen Standorten entstehen derzeit Solarfabriken. So werden derzeit in Alzenau (ASE), Marbach (Würth Solar GmbH) sowie in Rudisleben (Antec Solar) Fertigungsstättem errichtet. Damit sollen in den nächsten Jahren Fabriken für eine jährliche Produktion von Solarzellen mit einer Gesamtleistung von 70 Megawatt gebaut werden, was einem Anteil von einem Drittel an der Weltproduktion entspricht. Nach Einschätzung von Experten wird die Solarbranche in Deutschland bis 2010 einen Gesamtumsatz von einer Milliarde Mark überschreiten. Marcus Meier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen