: Ein Meter pro Minute
■ Kaisersaal kam gestern in Fahrt. Hydraulikpressen wurden erneuert
Er bewegt sich doch. Lag es an den frühlingshaften Temperaturen? Lag es am Kaiserwetter? Exakt um 12.04 Uhr setzte sich der Kaisersaal auf dem Sony-Gelände am Potsdamer Platz in Bewegung und war kaum noch zu stoppen. Um 13.00 Uhr hatte der denkmalgeschützte Bau mit einer Höchstgeschwindigkeit von einem Meter pro Minute „luftgepolstert“ auf Schienen 30 Meter zurückgelegt. Um 14.20 Uhr, nach einem kurzen „Datencheck“ und der Korrektur der Bahn, rutschte das alte Haus auf den vorläufigen Endpunkt zu.
„Dort wird der Kaisersaal dann leicht gedreht werden, am Donnerstag wird er auf den endgültigen Standort gefahren“, sagte Karin Püttmann, Sprecherin bei Sony. Der 1.300 Tonnen schwere Koloß hat dann eine fast 70 Meter lange Reise hinter sich.
Die Verschiebung des 1908 errichteten Saalbaus aus dem einstigen Grandhotel Esplanade sollte bereits am vergangenen Freitag über die Bühne gehen. Infolge technischer Pannen war die Aktion nach knapp sieben Metern abgebrochen worden. Am Samstag und Montag versagten die Vorschubpressen erneut. „Der Druck der Hydraulikpressen war nicht konstant, wir mußten uns der Lex technica fügen“, sagte Edgar van Ommen, Berliner Sony-Boß. Die 50 Millionen Mark teure Umsetzung war nötig geworden, weil die Neue Potsdamer Straße über das Grundstück führt. Der Altbau soll in das Sony-Projekt integriert werden. Denkmalschützer hatten das Verfahren scharf kritisiert.
Nach der Verschiebeaktion will Sony auf dem dreieckigen Grundstück am Potsdamer Platz mit dem Aushub der Baugruben beginnen. An den jeweiligen Eckpunkten, sagte Püttmann, wolle das Unternehmen gleichzeitig beginnen. Am Potsdamer Platz plant der amerikanische Architekt Helmut Jahn ein gläsernes Hochhaus. Das Sony- Projekt soll insgesamt rund 1,2 Milliarden Mark verschlingen. Rolf Lautenschläger
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