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Ein Mahnmal den Vergessenen

■ Skulptur vor dem Völkerkundemuseum erinnert an 500 Jahre Vernichtung der Indianer Amerikas / Das Monument eines indianischen Bildhauers reist bald in die Karibik

der Indianer Amerikas / Das Monument eines indianischen Bildhauers reist bald in die Karibik

Ein mächtiger Granitkoloß, mit einer schweren Kette „gefesselt“, soll für die nächsten drei Wochen die Fußgänger in der Rothenbaumchaussee zum Nachdenken anregen. „Kein toter Stein, sondern ein Wesen, das zu den Menschen spricht“, stehe dort vor dem Museum für Völkerkunde, so erklärte gestern der indianische Bildhauer Matthew David seine 100 Tonnen schwere Skulptur.

Es ist ein Mahnmal für die Vergessenen, das der Kanadier aus dem Stamm der Karia/British Columbia anläßlich der diesjährigen Feiern zum 500. Jahrestag der „Entdeckung“ Amerikas aus dem Flossenbürger Steinbruch (bei München) geschlagen hat. „Für uns Indianer gibt es keinen Grund zu Feierlichkeiten, denn wie könnten wir unseren eigenen Völkermord feiern?“, stellte David klar.

Nach der Landung des genuesischen Seefahres Kolumbus setzte auf dem ganzen amerikanischen Kontinent ein schier beispielloser Genozid an der einheimischen Bevölkerung ein — Hunderttausende wurden ermordet, ganze Stämme der indigenen Bevölkerung ausgerottet. Ein Teil der amerikanischen Geschichte, der bei den pompösen Jubiläumsfeiern lieber ausgeblendet wird.

Unter den fünf Granitblöcken, die für fünf Jahrhunderte Unterdrückung, aber auch für die fünf

1wichtigsten europäischen Unterwerfer-Nationen stehen, versucht ein aus rotem Granit gemeißelter, indianischer Mann, seinen Fuß zu befreien: „Mein Mahnmal heißt ‘Steh auf‘“, erklärt David, „es zeigt einen Menschen, der mit aller Kraft versucht, der Last der Geschichte zu widerstehen.“

1Am 22. August soll das Monument nach Santo Domingo (Dominikanische Republik) verschifft werden. Dort soll es nach dem Willen des Bildhauers in der Nähe des Leuchtturms plaziert werden, der als Siegermal zu Ehren Kolumbus' errichtet wurde. Eine Zusage hat David für diesen Standort noch

1nicht: „Meine Botschaft wollen sie dort offenbar nicht sehen.“

Am Sonntag wird das Mahnmal um 11 Uhr offiziell eingeweiht, am darauf folgenden Sonntag wird im Völkerkundemuseum ein Vortrag über „Unspektakuläre Nachrichten von denen, die sich Indianer nennen“ zu hören sein (11 Uhr). sako

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