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Ein Konzert für Opfer von PolizeigewaltIm Drugstore schließt sich ein Kreis

Am Samstag feiert der Besetzerveteran Rüdiger Haese seinen Geburtstag durch die Nacht – wenn nicht grad wieder die Polizei vorbeikommt.

Werbeplakat für das Konzert im Drugstore Foto: taz

„Na hoffentlich müssen wir da nicht noch ’ne Schutztruppe engagieren, wenn wieder die Bullen kommen“, witzelt Rüdiger Haese und schaut auf das Plakat, das für seine Geburtstagsparty wirbt: ein bunter Fleck im Raum neben ein paar Kunstblumen. Ein weiterer weißer Strauß steckt in Haeses Stiefel. Echte Blumen sind auf der Onkologie im Urban-Krankenhaus wegen der Infektionsgefahr nicht erlaubt.

Von seinem Krankenzimmer aus hat Rüdiger Haese einen weiten Blick über Kreuzberg bis zum Potsdamer Platz und nach Schöneberg. Am Samstagabend wird er dort sein, im Drugstore. Das selbstverwaltete Jugendzentrum war vor bald 40 Jahren sein erster Anlaufpunkt in Berlin gewesen. Hier soll er sein wohl letztes Punkkonzert erleben.

Auch mit dem Urban verbindet ihn eine lange Vergangenheit. Nachdem ihm im Dezember 1980 bei Hausbesetzerprotesten die Beine von einem Polizeifahrzeug zertrümmert wurden, lag er hier fast ein Jahr. Eine Wiedergutmachung hat er nie bekommen, keine Entschuldigung, keine Entschädigung. Und jetzt ist da wieder diese Sache mit den „Bullen“.

Am vergangenen Wochenende hatten Polizeibeamte das Jubiläumsfest des Jugendzentrums nach Lärmbeschwerden ziemlich rabiat geräumt. BezirkspolitikerInnen zeigen sich entsetzt, der Schöneberger Jugendstadtrat Oliver Schworck fordert die Aufklärung der Umstände. „Es scheint mir derzeit nicht nachvollziehbar, inwieweit die Verhältnismäßigkeit gewahrt wurde“, heißt es in einer Erklärung Schworcks zu dem Polizeieinsatz.

Erinnerung an Klaus Jürgen Rattay

Was da an der Ecke Potsdamer/Pallasstraße passiert, schließt dem Anschein nach auf bemerkenswerte Weise den Kreis zu Rüdiger Haeses Besetzerzeiten: Ein privater Investor verdrängt mit überzogenen Mieten soziale und kulturelle Initiativen, nimmt keinerlei Rücksicht auf gewachsene Kiezstrukturen und kann sich im Zweifelsfall der handfesten Unterstützung durch die Polizei sicher sein. Was das für den kommenden Samstag heißt, wird sich zeigen.

Ab 19.30 Uhr ist zur Party geladen. DJ Mutti (kein Witz) legt erst einmal „Punkkracher von 1980 bis 87“ auf. Später gibt es Konzerte, aber auch Redebeiträge, schließlich ist der 22. September nicht nur Rüdiger Haeses Geburtstag, sondern auch Klaus-Jürgen Rattays Todestag. Rattay war 1981 von einem Bus tödlich verletzt worden, nachdem die Polizei ihn bei Besetzerprotesten auf die Straße gejagt hatte. Bilder zum Thema werden am Samstag im Drugstore von der Fotografin (und langjährigen taz-Mitarbeiterin) Ann-Christin Jansson ausgestellt. Ein Treffen der Generationen kann also erwartet werden. Haese ist sich sicher: „Das wird auf alle Fälle eine tolle Fete.“

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3 Kommentare

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  • Wieder ein Anti-Polzeiartikel mit Unterstellungen und nachweislich falschen Behauptungen.

    • @finches:

      Ja wie - Was klagens denn*¿*

      Schreibens doch mal n geilen -



      Pro-Polizeiartikel! Gellewelle.



      Aber - bitte - nachweislich richtig!

      kurz - Viel Spaß - beim Schreim&Suchn.



      &



      Beim - Austeilen!;)

  • Masel tov. Drücke die Daumen.

    unterm——Reminiszenz—;)(



    Wenn ich bedenke.



    Daß ich vormals in Zytphen - bei der Einweihung der -



    Richterschule - ehemalige (Kraaker)Anwälte als -;)



    Richterkollegen - (unter belgischen ebenfalls) - ;)



    Begrüßen durfte. Newahr. Normal.



    Sind wir in Schland - post 68ff - noch nicht sehr weit gekommen.