Ein Jahr nach dem Christchurch-Anschlag: Täter bekennt sich schuldig
Der Mann, der vor einem Jahr im neuseeländischen Christchurch zwei Moscheen überfallen haben soll, bekennt sich aller 51 Morde für schuldig.
Der Termin vor dem Gericht am Donnerstag war spontan anberaumt worden. Der Angeklagte wurde per Video zugeschaltet. Nach Medienberichten wurden ihm die Namen aller 51 Getöteten vorgelesen, bevor er nach seiner Schuld gefragt wurde. „Oh, okay, ja, schuldig“, sagte er Berichten örtlicher Medien zufolge.
Der Polizei zufolge soll kein Urteil gesprochen werden, solange nicht alle Überlebenden der Tragödie, die wollten, bei der Verhandlung dabei sein könnten. Das werde wegen der Coronavirus-Pandemie längere Zeit nicht möglich sein.
Dem selbsterklärten Rassisten werden Angriffe auf zwei Moscheen am 15. März 2019 vorgeworfen. Es handelte sich um den tödlichsten Anschlag in der modernen Geschichte Neuseelands. Der Angeklagte soll im Juni vor Gericht gestellt werden, einen Termin für das Urteil gibt es noch nicht. Ihm droht lebenslange Haft. Richter Cameron Mander muss unter anderem entscheiden, nach wie vielen Jahren der Tatverdächtige erstmals einen Antrag auf Umwandlung zur Bewährungsstrafe stellen darf.
Erleichterung bei den Familien der Opfer
Für die Familien der Opfer ist das Schuldeingeständnis eine Erleichterung. „Ehrlich gesagt versuche ich immer noch zu verarbeiten, was gerade passiert ist“, sagte Aya al-Umari, deren Bruder Hussein bei dem Anschlag auf die Al-Noor-Moschee getötet wurde. Einerseits habe sie weitere Details zum Geschehen während des Prozesses herausfinden wollen, andererseits sei sie erleichtert, sich nicht dem Trauma des Prozesses aussetzen zu müssen.
Temel Atacocugu, der in der gleichen Moschee neun Mal angeschossen wurde und überlebte, sagte, er sei überrascht von der Wende und hoffe, Richter Mander entscheide sich für die härteste Strafe, um sicherzustellen, dass Derartiges nicht erneut passiere. Über den Tatverdächtigen sagte er: „Ich bin froh, dass er akzeptiert hat, schuldig zu sein.“
Viele hatten befürchtet, der Tatverdächtige werde den Prozess als Plattform zur Verbreitung seiner Ansichten nutzen. Diese waren in einem 74 Seiten umfassenden Schreiben kurz vor dem Anschlag im Internet veröffentlicht worden.
Infolge des Anschlags waren in Neuseeland bestimmte halbautomatische Waffen verboten worden. Weltweit wurden im Anschluss auch Richtlinien zur Live-Übertragung von Videos in sozialen Medien verändert. Der Täter hatte die Angriffe in den zwei Moscheen per Helmkamera gefilmt und live auf Facebook übertragen. Hunderttausende sahen das Video.
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