Ein Jahr nach Olympia in Rio de Janeiro: Militär besetzt Armenviertel
Seit den Sommerspielen hat sich die soziale Lage in Rio massiv verschlechtert. Der Staat will nun Stärke zeigen: Die Armee soll die organisierte Kriminalität bekämpfen.
Mehrere Favelas wurden vorübergehend besetzt. Verteidigungsminister Raul Jungmann sagte, dass die Soldaten mehrere Tage dort bleiben könnten. Bei der Operation Onerat ging es um die Vollstreckung von rund 40 Haftbefehlen, unter anderem wegen Drogenhandel und Überfällen auf Lastwagen. Brasiliens Präsident Michel Temer hatte wegen der Lage Ende Juli die Entsendung von rund 8.500 Soldaten nach Rio angeordnet.
Justizminister Torquato Jardim betonte: „Wir müssen den Mythos beenden, dass die organisierte Kriminalität zu mächtig ist und kaum zu bekämpfen ist.“ Immer wieder sind auch an der Copacabana bewaffnete Soldaten zu sehen, Militärhubschrauber überfliegen die Strände. Zu den 8.500 Soldaten kommen noch 1.500 Polizisten und Nationalgardisten: Insgesamt stehen damit rund 10.000 zusätzliche Sicherheitskräfte für den Bundesstaat Rio de Janeiro zur Verfügung. Die Verstärkung wird mindestens bis Ende des Jahres eingesetzt.
Am 5. August 2016 waren die Olympischen Spiele eröffnet worden, schon damals wurde Rio von einer Finanzkrise erschüttert. Sparzwänge führten in der Folgezeit zu Einsparungen bei der Polizei und auch bei Sozialmaßnahmen zur Befriedung der Favelas. Banden wie das Comando Vermelho, das „rote Kommando“, eroberten vielerorts die Macht zurück, ihre Bastion sind die Favelas. Zuletzt teilte die Regierung mit, dass auch Waffen der kolumbianischen Farc-Guerilla aufgetaucht seien.
Von Januar bis Juni wurden im Bundesstaat Rio de Janeiro bereits 2.723 Menschen gewaltsam getötet; das sind 10,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitrum. Wegen der zunehmend unsicheren Lage sind auch die Tourismuszahlen eingebrochen, die Auslastung der Hotels lag zuletzt nach Angaben der Tourismusbehörde bei unter 50 Prozent.
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