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Ein Jahr Ausnahmezustand

■ Annähernd 1.000 südafrikanische Häftlinge freigelassen / Darunter auch prominenter oppositioneller Geistlicher / Protestaktionen zum Jahrestag des Soweto–Aufstandes

Johannesburg (afp/dpa) - Annähernd 1.000 Häftlinge sind zwischen Mittwoch und Freitag anläßlich der Verlängerung des Ausnahmezustands in Südafrika auf freien Fuß gesetzt worden. Die Zahl der weiterhin in Gefängnissen einsitzenden Häftlinge wurde vom Komitee zur Unterstützung der Häftlingsangehörigen, DPSC, auf 2.000 bis 2.500 geschätzt. Wie eine der DPSC–Leiterinnen, Audrey Coleman, mitteilte, handelt es sich bei den meisten Freigelassenen um Oppositionelle „mittleren Ranges“. Prominentester der Freigelassenen ist der Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz des südlichen Afrika (SACBC), der 48jährige Pater Smangalisa Mkatshawa. Wie die Bischofskonferenz mitteilte, ist der zuvor bereits mehrmals festgenommene Geistliche - er zählt zu den führenden Persönlichkeiten der United Democratic Front (UDF) - gegen eine Kaution von umgerechnet 850 Mark auf freien Fuß gesetzt worden. Die genaue Zahl der während des Ausnahmezustandes verhafteten Personen hatte in der Vergangenheit zwischen Regierung und DPSC ständig zu Unstimmigkeiten geführt. Für zahlreiche Häftlinge stand nämlich die Freilassung lediglich auf dem Papier, da die Regierung beim automatischen Hinfälligwerden des einjährigen Ausnahmezustandes am 12. Juni juristisch verpflichtet war, bis Donnerstag sämtliche Gefangenen freizulassen, sie aber auf der Grundlage des am gleichen Tag verlängerten Ausnahmezustandes wieder ins Gefängnis stecken konnte. Die Protestaktionen zum ersten Jahrestag des Ausnahmezustands in Südafrika verliefen am Wochenende ohne größere Zwischenfälle. Die UDF hatte zu einem 15tägigen Protest aufgerufen, dessen Höhepunkt der „Tag der Jugend“ zum Gedenken an die Opfer des Schüler–Aufstands am 16. Juni 1976 in der Schwarzen– Siedlung Soweto werden soll.

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