Ein "Großmeister" des deutschen Theaters: Regisseur Peter Zadek ist tot
Der Theaterregisseur Peter Zadek ist in der Nacht zum Donnerstag in Hamburg gestorben. Er wurde 83 Jahre alt. Zuletzt war er schwer krank gewesen.
WIEN dpa | Der große deutsche Theatermacher Peter Zadek ist tot. Er starb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 83 Jahren nach langer schwerer Krankheit, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur unter Berufung auf die Wiener Festwochen. Zadek, der in den vergangenen Jahren schwer erkrankte, war einer der bedeutendsten und einflussreichsten Regisseure des deutschsprachigen Theaters der Nachkriegszeit. Als unerschrockener Provokateur des bürgerlichen Bildungstheaters prägte er ein halbes Jahrhundert das Bild der deutschen Theaterlandschaft, viele bescheinigten ihm auch, er habe Welttheater gemacht.
Zadek hatte vor allem mit seinen Shakespeare-Inszenierungen Aufsehen erregt und feierte dabei mit Schauspielern wie Ulrich Wildgruber, Gert Voss, Eva Mattes und Angela Winkler Triumphe. Zu seinen berühmtesten Inszenierungen gehören Shakespeares "Othello" mit Wildgruber 1976 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg oder das Holocaust-Stück "Ghetto" von Joshua Sobol mit Ulrich Tukur 1984 (Hamburg/Berlin). Am meisten beschäftigt hat den Theatermann die Figur des Shylock in Shakespeares "Kaufmann von Venedig". Als Schauspieldirektor beziehungsweise Intendant war der lange auch in Italien lebende Zadek in Bremen, Bochum, Hamburg und Berlin tätig.
Im Frühjahr 2007 zerschlug sich aus gesundheitlichen Gründen sein Traum von einer eigenen "Shakespeare-Company". Noch einmal trumpfte der große alte Mann des deutschen Theaters aber 2008 am Hamburger St.Pauli-Theater mit Luigi Pirandellos Parabel "Nackt" und Anfang Februar 2009 mit George Bernard Shaws Komödie "Major Barbara" mit einem hochkarätigem Ensemble wie Julia Jentsch, August Diehl und Jutta Lampe in Zürich auf. Die Zürcher Inszenierung war wegen seiner Krankheit bereits verschoben worden.
Die Karriere des am 19. Mai 1926 in Berlin geborenen Sohns jüdischer Eltern hatte in England begonnen, wohin seine Familie 1933 emigriert war. Ab 1958 profilierte sich der Regisseur in seinem Heimatland zunächst in Ulm und Bremen an der Seite seiner Mentoren Kurt Hübner und Ivan Nagel, wo er zusammen mit den anderen "jungen Wilden" des deutschen Nachkriegstheaters wie Peter Stein, Rainer Werner Fassbinder und Peter Palitzsch den "Bremer Stil" als neue, rebellische Bühnenform kreierte. Sie sollte Theatergeschichte schreiben und für andere Bühnen der Republik prägend werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!