Ein George-Floyd-Sportplatz für Moabit: Wie ein Sportplatz Sinn bekommt

Sechs Sportplätze im Poststadion sollen bald die Namen der Opfer von rassistischer Gewalt tragen. Sehr gut – so macht Sport gleich viel mehr Sinn.

Wirft dunkle Schatten: Rassismus. Das Poststadion, hier ein anderer Sportplatz, soll daran erinnern Foto: picture alliance / Martin Schutt/dpa-Zentralbild

Kein Platz für Rassismus“ steht in Großbuchstaben auf dem Banner, das gegenüber der Haupttribüne des Poststadions in Moabit hängt. Noch ist es nur dieser Schriftzug am Zaun der roten Tartanbahn, der die Haltung des Berliner Fußball-Verbands und des Athletik Klubs 07 vor Ort deutlich macht. Dabei soll es jedoch nicht bleiben. Bis zum 10. September dieses Jahres werden die sechs Sportplätze des Poststadions nach Opfern rassistischer und extremistischer Gewalt umbenannt werden, wie aus einem am Montag veröffentlichten Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte hervorgeht.

Ein Sportplatz wird den Namen des US-Amerikaners George Floyd tragen. Dessen gewaltsame Tötung durch den Ex-Polizisten Derek Chauvin am 25. Mai vergangenen Jahres hatte weltweite Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst. An den Protestaktionen haben sich auch die Nachwuchsspieler des Athletik Klubs 07 beteiligt, indem sie auf dem Fußballfeld symbolisch für George Floyd niedergekniet sind. Das sei der Startschuss für die Idee der Umbenennung gewesen, sagt Burak Isikdaglioglu, der Sportleiter des Nachwuches beim Berliner AK. Und ergänzt: „Es war klar, dass wir der Jugend eine Stimme geben müssen.“

Und was eignet sich da besser als Sportplätze, deren Namen nur so vor Sinnlosigkeit strotzen? Oder welche Botschaft versteckt sich noch gleich hinter dem Gummiplatz KR1? Schwer zu sagen. Offensichtlicher ist dagegen die Symbolik der neuen Namen: Die Opfer gewaltsamer Hassverbrechen werden nicht vergessen. Neben einem George-Floyd-Platz auf dem Gelände des Poststadions wird es einen Hatun-Sürücü-Platz, einen Hermann-Horwitz-Platz, einen Dalia-Elyakim-Platz, einen Mete-Eksi-Platz und einen Jana-Lange-Platz geben. Beantragt hatte den Beschluss die Linken-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung.

Sportplätze sind Orte des heiteren Zusammenkommens, aber keinesfalls unpolitisch. Im Athletik Klub 07, dem größten Akteur des Poststadions, kicken Jungen und Männer unterschiedlicher Nationalität, Hautfarbe und Religion. Auch deshalb setzen sie sich auf den Social-Media-Kanälen des Vereins gegen Rassismus und für Vielfalt und Toleranz ein.

Wenngleich von den neuen Namen noch nichts zu sehen ist, gut vorstellbar ist es bereits: Wer sich – wenn die Regionalligen wieder spielen dürfen – zu einem Heimspiel mit Freun­d*in­nen auf den Zu­schaue­r*in­nen­rän­gen verabredet, trifft sich dann nicht mehr am Platz Tenne I (was soll dieser Name sagen?), sondern wird am George-Floyd-Platz daran erinnert, dass Rassismus und Extremismus in Berlin keinen Platz haben. Und sinnlose Namen auch nicht.

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