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Ein Fels mit Haltung

Konzert Die Band Monolith knüpft mit frischem Elan an Traditionen zähflüssiger Metal-Musik an

Die Einzelteilesind bekannt,doch das Ganzewirkt unverbraucht

Die Metal-Archive verzeichnen weltweit mehr als 25 Bands mit dem Namen Monolith, darunter Monolith aus den Niederlanden („Brutal Death Metal from Kampen, Overijssel“), aus Wien (Grindcore) und eine russische Black-Metal-Band. Die grimmigen Metal-Spielarten sind inzwischen bis ins Letzte in verschiedene Subgenres ausdifferenziert, und wer sich in diesen Gefilden ein paar Jahre lang umgetan hat, wird eigentlich nicht mehr groß überrascht. Aber man freut sich im Alter eh noch nur selten über Neues – sondern über Bands, die ein Genre stilsicher bespielen und dabei nicht albern ausschauen.

Am Freitag präsentiert die Bremer Band Monolith im Lagerhaus ihr zweites Album „Mountain“, das in seinem unaufgeregten Purismus und bei aller Wucht eine sehr entspannte Angelegenheit geworden ist. Monolith schließen an die altehrwürdige Tradition des zäh verschleppten Finsterrocks der Siebziger- und Achtzigerjahre an.

Der Sänger orientiert sich, es blieb in kaum einer Besprechung des Debüt-Albums „Dystopia“ unerwähnt, an Ozzy Osbourne. Sleeps „Holy Mountain“ schwingt mit, St. Vitus auch, überhaupt das meiste, was den Ball einst von Black Sabbath aufgenommen hat: Der Bass dreht stoisch seine Runden, die Gitarren ziehen derweil Wand um Wand hoch, das Schlagzeug bollert beneidenswert satt und der Sänger näselt kunstvoll-psychotisch.

Soweit alles klar, die einzelnen Teile sind bekannt, das Ganze aber wirkt hier mit einem Mal komplett unverbraucht. Das mag an so etwas Banalem wie Spielfreude oder an so etwas schwer Definierbarem wie Haltung liegen – man weiß es nicht so recht. Jedenfalls hat das hier im Gegensatz zu vielen anderen Bands mit unverkennbarer Retro-Ästhetik so gar nichts Kalkuliertes.

Die Haltung jedenfalls stimmt. Monolith haben, intuitiv oder nicht, verstanden, dass die tiefer gestimmten, zähflüssigen Metal-Spielarten in ihrer sympathischen Verstrahltheit immer auch etwas weltabgewandtes hatten. Das Ziel war renitente Selbstverlangsamung. Im Video zum Monolith-Song „Vultures“ stolpert ein desorientiert wirkender Mann – gespielt vom Sänger der Band – mit skeptischer Miene durch einen düster-kalten Wald und wird von einer riesenhaften Figur mit Geierkopf verfolgt. Das taugt schon als emblematisches Bild für die Perspektive auf die Welt, die der junge Mensch in diesem Genre sucht und findet.

Natürlich ist diese Musik immer auch eine Wiederaufführung von etwas Vergangenem. Weil sich Monolith dann doch immer wieder stilsicher auf die Qualitäten ihres Genres besinnen und die Musik so spielen, als sei es das erste Mal, wirkt hier nichts schal. Es wird nicht reproduziert, es wird beseelt hingelangt. Weniger umständlich formuliert: Es rummst immer wieder ganz gewaltig.

Freitag, 20.30 Uhr, Lagerhaus

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