: Ein Drittel der jugendlichen Türken fühlt sich unwohl
■ Umfrage unter jungen Berliner TürkInnen: Höhere Integration, aber auch mehr Angst vor Ausländerfeinden
Berlin (taz) — Eine von der Berliner Ausländerbeauftragten Barbara John (CDU) in Auftrag gegebene telefonische Umfrage unter rund 1.000 türkischen Jugendlichen hat zwei gegensätzliche Trends zutage gefördert. Zum einen fühlen sich die jungen Türken, die zum Teil hier geboren wurden, heute eher in Schule und Berufsleben integriert als 1985 und 1989, als ähnliche Umfragen durchgeführt wurden. Zwei Drittel der Befragten gaben an, keine Probleme mit der Schule zu haben, die Hälfte zeigte sich „einigermaßen zufrieden“ mit ihrer schulischen und beruflichen Situation. Drei Viertel würden die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen, wenn sie gleichzeitig die türkische behalten könnten, und nur 30 Prozent wollen die Bundesrepublik verlassen, während 70 Prozent hier bleiben möchten. Die Frage „Erwägen Sie, Deutschland zu verlassen?“ hatten 1985 dagegen noch 64 Prozent mit „ja“ beantwortet. Der zweite Trend jedoch zeigt mehr als deutlich auf, daß sich türkische Jugendliche durch die Ausländerfeindlichkeit bedroht fühlen. Hatten 1985 noch 78 Prozent angegeben, sich hier „sehr wohl“ oder „wohl“ zu fühlen und steigerte sich dieser Prozentsatz 1989 noch auf 88 Punkte, so ist er nach Öffnung der Mauer auf nur noch 66 Prozent zurückgegangen. Als Hauptgrund für ihr Unwohlsein gaben 93 Prozent die Ausländerfeindlichkeit an, die 1985 nur von 26 Prozent genannt worden war. „Fremdheit und Einsamkeit“ sowie „Verständigungsprobleme“ gingen hingegen im selben Zeitraum von 33 auf 8 beziehungsweise von 15 auf 2 Prozent zurück, obwohl sich gleichzeitig auch die Kontakte mit deutschen Jugendlichen verringert zu haben scheinen. Hatten im Jahre 1985 noch 23 Prozent der Befragten angegeben, in ihrer Freizeit „nie“ mit Deutschen zusammenzukommen, so sind es mittlerweile 34 Prozent, darunter mit 45 Prozent überdurchschnittlich viele Mädchen. Und noch ein auffallendes Ergebnis: Obwohl die Hälfte der jungen Berliner Türken „ein sehr bzw. eher positives Gefühl“ beim Fall der Mauer empfand, meinen nun vier Fünftel, daß die deutsche Einheit „eher negative Folgen“ für sie hatte. usche
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