Ehemaliger Flughafen Tempelhof: Demo für ein freies Feld

Mehrere hundert Demonstranten gehen für die Öffnung des ehemaligen Flughafens auf die Straße. Die Polizei sorgt dafür, dass mehr als Zaunrütteln nicht drin ist.

Gut bewacht: Schon bei der versuchten Besetzung im Juni zeigte die Polizei Präsenz. Bild: ap, Maya Hitij

Es war ein Halloween-Umzug der etwas anderen Art. Unter dem Motto "Süßes sonst gibt's Saures" zogen mehrere hundert Demonstranten am Samstag vom Hermannplatz zum ehemaligen Flughafen Tempelhof, um für eine Öffnung des Geländes zu demonstrieren. Da die Polizei nach Angaben des Veranstalters angekündigt hatte, rigoros gegen Vermummungen auch in Form von Halloween-Kostümen vorzugehen, waren bis auf Teufelshörner und vereinzelte Perücken keine Kostümierungen zu sehen.

Auf ihren Transparenten forderten die Demonstranten eine sofortige Öffnung des Geländes und die Möglichkeit, sich an der Nutzung zu beteiligen. So schlugen die Initiativen "Squat Tempelhof" und "Tempelhof für alle" einen selbstverwalteten Campingplatz, interkulturelle Gärten oder Flächen für Wagenburgen vor. "Die Bürgerbefragungen sind nur eine Farce", sagte ein Redner. Der Flughafen war am 30. Oktober letzten Jahres geschlossen worden, die genaue Nachnutzung ist noch unklar.

"Die Innenstadt wird immer leerer", zeigte sich eine Teilnehmerin besorgt. Menschen würden in die äußeren Stadtteile ziehen, was im Zentrum bleibe, seien austauschbare Konsumbauten. Die junge Frau wünscht sich für das ehemalige Flugfeld ein Ausflugsziel für Familien "mit viel Grün drumherum".

Auf ihrer Route vom Hermannplatz zur Ostseite des Geländes und wieder zurück war der lautstarken Demonstration zumindest die Aufmerksamkeit der Anwohner sicher. Die waren geteilter Meinung über die geforderte Öffnung des Flugfeldes. Während einige den Flughafen wieder haben wollten, sprachen sich andere für einen Park aus. "Das Gelände muss zu bleiben, bis man was Sinnvolles damit machen kann", sagte dagegen eine ältere Dame, die von ihrem Fenster aus auf die Fläche blickt.

An der Oderstraße direkt am Zaun bekundeten die Demonstranten ihren Unmut über die Absperrung. "Der Zaun muss weg", riefen die Demonstranten und, höhnisch in Richtung Polizei: "Ihr beschützt 'ne Wiese." Viele rüttelten an dem Gitter, einige ließen Papierflieger über den Zaun segeln, der auch an seiner Innenseite von der Polizei bewacht wurde.

Die Teilnehmer kritisierten auch, dass teure Wohnungen am Rand des Geländes zu Mietsteigerungen und damit zur systematischen Verdrängung von Anwohnern aus ihrem angestammten Kiez führen würden. Ein Symptom sei bereits die "Task-Force-Okerstraße", die im Schillerkiez dafür sorge, Trinkergruppen und Romafamilien zu vertreiben. "Das haarsträubende Ziel ist die Säuberung der Straße", sagte ein Redner.

Im Anschluss an die Demonstration sprach die Polizei von drei Festnahmen, die Demonstranten von mehreren Verletzten, vor allem durch Pfefferspray, das die Beamten direkt am Zaun einsetzten. Für die Veranstalter war die Demo trotzdem erfolgreich, das Thema sei wieder wahrgenommen worden, sagt einer der Organisatoren. "Wir wollen dafür sorgen, dass es weiterhin in der Öffentlichkeit bleibt."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.