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Ehemaliger Flughafen TegelZukunftsprojekt droht zu scheitern

Uwe Rada

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Uwe Rada

Nein, die Bundeswehr ist nicht schuld. Dass es mit der Urban Tech Republic und dem Schumacher Quartier nicht vorangeht, liegt an der Berliner Politik.

Das Terminal A wird erst 2035 fertig Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

E s war ein symbolischer Moment. Ein dreiviertel Jahr nach dem Ende des Flugbetriebs hat die Tegel Projekt GmbH im August 2021 die Zuständigkeit für den ehemaligen Flughafen Tegel übernommen. Die Pläne, an denen schon Jahre zuvor gearbeitet wurde, schienen endlich in die Umsetzung zu kommen. 5.000 Wohnungen in Holzbauweise im geplanten Schumacher Quartier und eine Urban Tech Republic sollten Tegel zu einem Leuchtturm für die Berliner Stadtentwicklung machen – ähnlich wie die Wissenschaftsstadt in Adlershof.

Mehr als vier Jahre später ist von diesen Zukunftsplänen immer noch nicht viel zu sehen. Noch ist keine der Wohnungen gebaut, und auch das Gewerbegebiet der Zukunft lässt auf sich warten. Mit der Flugbereitschaft des Bundes auf dem nördlichen Teil des ehemaligen Flughafengeländes hat das nichts zu tun. Das 60 Hektar große Gelände, das die Bundeswehr nun doch nicht aufgeben will, gehört nur am Rande zu den Planungen für Tegel. Dass es auf den 500 Hektar, die das Land verantwortet, nicht weitergeht, liegt also nicht am Bund, sondern an Berlin.

Der größte Schock für die Tegel Projekt GmbH, bei der die Planungen zusammenlaufen, kam im September. Die Sanierung des Terminals A, so verkündete es der Senat, soll erst 2035 abgeschlossen sein und nicht, wie geplant, 2030. Damit verzögert sich der Umzug der aus allen Nähten platzenden Berliner Hochschule für Technik in das ikonografische Oktogon. Die BHT gilt als eine Schlüsselinvestition der Urban Tech Republic. Ursprünglich war geplant, dass die Hochschule mit ihren 2.500 Studierenden sogar schon 2027 nach Tegel zieht.

Verzögerungen gibt es auch beim Wohnungsbau. Zwar hat die Tegel Projekt GmbH in diesem Jahr inzwischen zwei Grundstücke an die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Degewo und Gesobau übergeben. Doch mit der Gewobag ist das dritte vorgesehene Wohnungsunternehmen ausgestiegen. Zuvor hatte es immer wieder Kritik an der in der Charta Schumacher Quartier vorgegebenen Holzbauweise gegeben. Zu teuer sei die und zu aufwändig.

Völlig ungeklärt ist bislang, wer neben den landeseigenen Unternehmen die 5.000 Wohnungen bauen soll. Genossenschaften und andere gemeinwohlorientierte Bauträger warten seit langem auf konkrete Vorschläge. Doch die lassen auf sich warten.

Es läuft nicht rund in Tegel

Es läuft also nicht richtig rund in Tegel, und die Bundeswehr trägt daran keine Schuld. Sollte die Nachnutzung scheitern, wäre das ein schwerer Schlag für Berlin, meinen Roland Sillmann, Geschäftsführer der Wissenschaftsstadt Adlershof und Julia Neuhaus, die Präsidentin der BHT. in einem gemeinsamen Beitrag im Tagesspiegel schrieben sie: „Bei knappen Ressourcen ist entscheidend, die Wirksamkeit jedes einzelnen Euros im Blick zu behalten. Eine Verzögerung des Tegeler Projektes konterkariert dies gleich doppelt. Zum einen steigen laut Berechnungen des Senats die nötigen Investitionskosten jedes Jahr mehr als 30 Millionen Euro. Zum anderen entgehen Berlin Milliardenpotenziale an Unternehmensumsätzen und Steuereinnahmen. Kurzum, Aufschub wird teuer.“

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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
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1 Kommentar

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  • Die sogenannte "Urban Tech Republic" (bereits der Name ist merkwürdig) war ein feuchter Traum von Politikern, deren Karrieren längst vorbei sind. Damit lässt sich in Zukunft kein Blumentopf mehr gewinnen und die Kosten dürften exlodieren. Und da wäre ja auch noch die aktuelle Zwischennutzung.

    Kein Wunder also, dass niemand ein gesteigertes Interesse daran hat, sich die Finger zu verbrennen.

    Möglicherweise wäre es besser, die Fläche für Olympia (2100 und aufwärts) offen zu halten. Dann müsste jedoch endlich die Verkehrsanbindung verbessert werden. Das Problem ist ja seit Flughafenzeiten ungelöst.