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Ecuadors Präsident und UmweltschutzCorrea will Printzeitungen abschaffen

Als Reaktion auf Kritik an seiner Entscheidung im Yasuní-Nationalpark nach Öl bohren zu lassen, wird Rafeal Correa kreativ: Er will gedruckte Zeitungen abschaffen.

Meint er das ernst? Rafael Correa, ecuadorianischer Präsident. Bild: ap

QUITO afp | Als Maßnahme zum Schutz der Umwelt hat Ecuadors Präsident Rafael Correa eine Volksabstimmung über die Abschaffung aller gedruckten Zeitungen ins Gespräch gebracht. „Heute sind die merkantilistischen Tageszeitungen die größten 'Umweltschützer'“, spottete Correa am Montag bei Twitter.

„Also wenn wir das Volk befragen, schlagen wir auch vor, dass Zeitungen nur noch online erscheinen, um Papier zu sparen und die wahllose Abholzung von Bäumen zu verhindern.“

Correa reagierte damit auf Kritik an seiner Entscheidung der vergangenen Woche, im Amazonas-Naturpark Yasuní nun doch nach Öl bohren zu lassen. Eine Initiative aus dem Jahr 2007 hatte vorgesehen, dass Ecuador das Ölfeld in dem Gebiet unberührt lässt, falls die internationale Gemeinschaft dem Land im Gegenzug 3,6 Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro) zahlt. Dadurch wäre der Ausstoß von 400 Millionen Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids verhindert worden.

Laut Correa waren bis 2013 aber nur Zahlungen in Höhe von umgerechnet knapp zehn Millionen Euro eingegangen. In dem Nationalpark, in dem mehrere Indianerstämme leben, werden etwa 920 Millionen Barrel Öl und somit ein Fünftel der Rohölreserven des Landes vermutet. Die Unesco hatte den Naturpark 1989 zum Biosphärenreservat erklärt.

Ihre Kritik an Correas Entscheidung, das Parlament um die Erlaubnis für Bohrungen im Yasuní-Park zu bitten, hatten die Opposition und Organisationen der Ureinwohner insbesondere über die privatwirtschaftliche Presse verbreitet. Der Präsident des ecuadorianischen Verbands der Presseverleger, Diego Conejo, sagte, er wolle sich noch nicht zu Correas Äußerungen zur Abschaffung gedruckter Zeitungen äußern, da er erst sicher sein müsse, dass es sich um einen ernsthaften Vorschlag handele.

Der Sozialist Correa führt seit Jahren eine Fehde mit den sehr kritischen privaten Medien im Land, denen er vorwirft, von der Opposition gesteuert zu werden.

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11 Kommentare

 / 
  • T
    Think

    Sozialisten waren noch nie Freunde der Meinungsfreiheit. Insofern ist der Schritt verständlich. Wertneutral betrachtet, ist er sogar sehr kreativ. Man kann auch alles kontrollieren, was im Internet betrachtet wird.Bei Printprodukten sind die Verbreitungswege schlechter zu überwachen.

  • J
    Jochen10

    In Ecuador haben sich viele republikanische US Amerikaner niedergelassen. Diese Leute sind beileibe keine Linken aber sie verstehen, dass Correa sich ernsthaft Mühe gibt und wichtige Dinge, wie Gesundheitsreformen und Bildung auf den Weg bringt. Sie stehen zumeist hinter Correas Handeln.

     

    Eine Reihe von der sogenannten Opposition hat das Geld säckeweise gestohlen und in Ausland gebracht und dem Volk die Augen verkleistert.

    Ein Ex Präsident ist mit Milliarden nach Panama verschwunden, nur um ein Beispiel zu nehmen.

    Das Handeln Correas muss man mit vor dem Hintergrund sehen, dass wenn Oppositionelle beginnen ihre Medien zum eigenen Wohl zu gebrauchen bekommt ein Land Bauchschmerzen.

     

    Eine Zeitung herauszugeben bedeutet noch lange nicht unbedingt etwas Gutes damit im Sinn zu haben. Harmlosestes Beispiel ist dabei Berlusconi.

     

    Lateinamerikanischen Presse schätzt man bestenfalls nach dem Herausgeber ein.

    Fakt ist das dort eine Mentalität herrscht die möglichst schnell und auf bequeme Art viel verdienen will.

    Das geht nur wenn man die Armen arm und unwissend hällt.

    Mit der kath. Kirche hat man da einen wertvollen Verbündeten gegen das Volk.

    • J
      Jochen10
      @Jochen10:

      Als Nachtrag

      Die Zeitungen wird Correa nicht verbieten aber die Pressefreiheit hat er schon beschnitten.

      Ab einem gewissen Zeitpunkt vor den Wahlen sogar in einer Art dass er die Vorteile zieht.

      Das ist unserem Verständnis nach unschön aber wenn ich sehe wie ein Teil unsere Presse manipuliert und was Manipulation in Lateinamerika für negative Auswirkungen hat verstehe ich das Handeln.

  • AU
    Andreas Urstadt

    (da ich genug kommentiere dachte ich lassesweg, ...) - es sind nicht die Rechten, die protestieren, es sind die Ueblichen. Die tazleser sollten mal in sued u mittelamerikanische Zeitungen sehen... bildet...

  • H
    Hein

    Verstehen Sie Spaß?

     

    Ganz offenkundig nicht. Stellen wir uns doch nur ganz kurz vor, die BILD-Zeitung macht eine große Kampagne für die Demonstrationsfreiheit in Deutschland, oder die Berlusconi-Presse für Frauenrechte.

     

    Heuchlerei? Jawohl. Das gilt auch für die ecuatorianische rechte Presse, die erstmals den Umweltschutz für sich entdeckt, um Correa ans Bein zu pinkeln. Ist zulässig, na klar.

    Die Antwort darauf, "machen wir doch ne Umfrage, ob aus Umweltschutzgründen Printzeitungen verboten werden", ist nicht nur eine Retourkutsche ("wie ernst meint Ihr es denn wirklich mit dem Umweltschutz?"), sondern offenkundig ein Witz.

     

    Wenn die taz das ernst nimmt, kann ich dazu nur sagen:

    Enteignet Springer! Und die im Geiste mittlerweile dazugehörende taz gleich mit.

     

    Aber nur mit dem Kommentar: Achtung, ein Scherz! Damit´s auch alle merken...

    • J
      Johnny
      @Hein:

      Mancher versteht offenbar nicht, dass "Die müsste man alle aufhängen" verschieden verstanden wird, je nachdem, ob es Sepp am Stammtisch lallt oder ob es Angela Merkel auf ihrer Grundsatzrede auf'm Parteitag sagt.

       

      Tja, zuviel Fernsehen macht halt doch nicht schlauer.

  • W
    wolf-v

    der vorschlag hört sich oberflächlich absurd an, auch weil die aussagen so verBILDlicht sind. kein wunder wenn afp meldung einfach übernommen werden.

     

    correa spricht hier – durchaus auch als reaktion – die notwendigkeit des papiersparens an. Das ist aber durchaus ein venrachlässigtes thema. „Längst ist anerkannt, dass der weltweit steigende Papierverbrauch Umwelt und Klima belasten sowie Land- und Menschenrechte für Papier verletzt werden.“ (Robin Wood)

    40% aller kommerziell geschlagener bäume werden für die papierproduktion genutzt. hinzu kommt die „aufforstung“ durch eukalyptusbäume, die die artenvielfalt gefährden.

     

    wenn also nun diejenigen, die sich erst über den vorschlag aufgregt haben, das öl nicht zu fördern, weil es wirtschaftlichen interessen widerspricht, darüber aufregen, dass das öl doch gefördert sollen und nur aus eigennutz mit umweltschutz argumentieren, kann man durchaus mal die frage stellen, ob es das papier wert ist, auf dem sie schreiben.

     

    wenn es ein „dümmlingsego“ gibt, dann dass der sog. „erste-welt-länder“ die nur aus prinzip nicht bereit sind, sich am naturschutz zu beteiligen. ecuador nutzt nun seine ressourcen wie es für alle länder der welt selbstverständlich war und ist. nur hat ecuador zuvor alternativen benannt, die aber die weltgemeinschaft (besser kapitalgemeinschaft) nicht interessiert hat bzw. die von ihr bekämpft wird.

     

    und solange correa dem hugo chavez immer ähnlicher wird, ist es ein sehr positiver weg für die benachteiligten bürger des landes.

  • S
    seismic

    Correa- ein lupenreiner Demokrat Südamerikas.

    Das kommt davon, wenn man nach Äußerlichkeiten geht bei

    der Parteienwahl!

    Correa kann nicht von anderen Staaten erwarten, dass

    sie für die Schonung des Lebensraumes Ecuadors großartige

    Geldsummen ausgeben würden.

    Eigentlich alle Staaten schädigen die Natur ohne Ende.

    Wenn würden die ihr Geld zur Verschönerung ihrer eigenen Länder einsetzen, um WählerInnenstimmen zu gewinnen.

    Aber die Multimillardäre der Welt hätte Correa anpumpen können

    und das über Zeithorizonte von 20 Jahren.

    Er hätte dann zeigen müssen, worin er nun ganz genau investiert.

    Die Leute lassen sich auch nicht so leicht verdummen.

    Und 3,6 Mrd. Dollar für 400 Millionen Tonnen Öl ist echt eine

    sehr bescheidene Rendite.

    Hat der Mann darüber nachgedacht, was eine Renaturierung

    solcher derart verhundster Gebiete kosten kann.

    Inflationsbereinigt kostet es möglicherweise das zehnfache der vermeintlichen Profite, die dann zu großen Teilen eben NICHT

    der Bevölkerung zu Gute kommen, sondern durch Preissteigerungen,

    Korruption und Syndikate abgefangen werden.

    Zuviel Geld ohne demokratische Beschäftigungsverteilung in zu kurzer

    Zeit und nur auf relativ kurze Zeit beschränkt, macht eine Menge Ärger.

    Man fragt sich, ist der Mann so naiv oder war das von vornherein ein

    abgekartertes moralisierendes Schauspiel.

  • G
    Grenada

    Correa kommt sich selbst wie eine smarter Kapitalismus-Crack

    vor, oder Gangster Mr. Supercool , aber er ist nur eine

    billige Imitation diverser soziopathischer Filmverschnitte.

     

    Für sein Dümmlingsego werden wieder ganze Landstriche geopfert

    und Arten vernichtet.

    Anstatt den Regenwaldtourismus aufzubauen, Erneuerbare

    Energienkraftwerke aufzustellen und überhaupt die nachhaltige

    Wertschöpfungskette des Regenwaldmanagements erst einmal zu entwickeln,

    will er weite Gebiete der Vernichtung preisgeben.

    Kurzfristige hohe, aber größtenteils privatisierte Profite, statt dauerhafter Perspektiven und dauerhaftes Wirtschaften mit den

    Naturschätzen Ecuadors.

    Sein starkes Selbstwertgefühl ist nichts als hohle Arroganz!

    Er und seine Clique werden sicherlich selbst nicht unwesentlich von seinem Ölengagement profitieren.

    In Anwesenheit derart skrupelloser Menschen ist die Existenzform

    als Tier, wie ein Fluch.

    • J
      Johnny
      @Grenada:

      Sie haben vollkommen recht. Und verkauft wird das Öl, wie in Venezuela, an den Klassenfeind. Da kann man motzen und lässt sich von den bösen Kapitalisten auch noch das Geld geben, damit man weitermotzen kann (und sich Paläste bauen, klar). Alles paletti, praktischer Sozialismus, wie er immer schon war.

  • H
    Hans

    Oh man, der scheint auch schon verzeifelt an der Diktatur-Schwelle zu kratzen.

     

    Und dann nicht mal genug Hirn oder Berater, die ihm sagen, dass seine Absicht heuchlerischer Bockmist ist und ihm ggf. auf die Füße fällt. Denn wie wir mittlerweile im schönen neuen Internetzeitalter wissen, brauch das Internet Strom um zu funktionieren.

    http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/umweltschutz-einmal-googlen-entspricht-einer-stunde-licht-a-492078.html

     

    Und will er dann auch allen seinen BürgerInnen kostenloses Internet zur Verfügung stellen, um den Mangel an Information wieder auszugleichen?

     

    Correa wird Hugo Chávez immer ähnlicher.