piwik no script img

Ebola-Tagebuch – Folge 33Einsatz ohne Rückkehrrecht

Kuba hat mehr Ebola-Helfer nach Westafrika geschickt als so manche westliche Nation. Es gibt ein Problem: Krank werden dürfen sie nicht.

Kubanische Ebola-Ärzte sammeln sich vor der Presse zum Abflug. Bild: ap

BERLIN taz | 53 Ärzte und Sanitäter zählt die kubanische Sanitätsbrigade in Liberia, 38 jene für Guinea, und beide Brigaden sollen in diesen Tagen ihre Arbeit aufnehmen, so Kubas Gesundheitsminister Roberto Morales. Mit diesen 91 Gesundheitsspezialisten erhöht sich die Zahl der in der Ebola-Bekämpfung in Westafrika aktiven kubanischen Spezialisten auf 256. Bereits seit Anfang Oktober sind 165 Kubaner in Sierra Leone im Einsatz.

Weitere Brigaden sollen folgen, wie kubanische Gesundheitsexperten am Montag am Rande einer Ebola-Tagung in Havanna ankündigten. Insgesamt 461 Gesundheitsexperten hat die kubanische Regierung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugesagt, und laut dem Gesundheitsministerium sollen bereits weitere Brigaden am kubanischen Tropeninstitut „Pedro Kouri“ in Havanna den dreiwöchigen Ebola-Kurs absolvieren, um im November einsatzbereit zu sein.

Die WHO nennt Kubas Helfer „das größte ausländische Sanitäterteam überhaupt“, und auch US-Außenminister John Kerry lobte Havannas Engagement.

Doch der Preis für die Mitglieder der Sanitätsbrigaden ist laut dem regierungskritischen Nachrichtenportal Diaro de Cuba hoch. Dessen Mitarbeiter haben kubanische Ärzte interviewt, die berichten, dass die Brigadisten einen Arbeitsvertrag unterzeichnen, in dem sie auf die Rückkehr nach Kuba verzichten, wenn sie sich infizieren. Gesunde Rückkehrer erhalten hingegen ein eigenes Haus, ein Auto und Prämien in harter Währung.

Kuba, das seine Fachkräfte auch im eigenen Land dringend braucht, hat nun mehr Mediziner vor Ort als viele der reichen Industriestaaten. Denen und ausdrücklich auch den USA hat Präsident Raúl Castro am Montag eine Zusammenarbeit „Schulter an Schulter“ angeboten, um der „immensen Herausforderung der Menschheit“ zu trotzen.

Dafür ist Kuba besser als viele andere Staaten gerüstet, denn die Insel mit rund 11 Millionen Einwohnern verfügt offiziellen Zahlen zufolge über 77.000 Ärzte. Von denen sind viele auf den medizinischen Missionen in aller Welt im Einsatz. Derzeit hat die Insel laut Präsident Raúl Castro rund 76.000 medizinische Hilfskräfte, also Ärzte, Pfleger und Schwestern, in 39 Staaten im Einsatz, davon rund 4.000 in Afrika.

Deren Zahl wird steigen, und Havanna stellt dafür keine Honorare in Rechnung wie in Brasilien und Venezuela. Dort arbeiten Tausende Kubaner, und Caracas und Brasília überweisen für deren Dienste stattliche Summen. Die Ebola-Brigaden sind hingegen eine humanitäre Geste, die der Regierung viel Respekt eingebracht hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Weshalb kann die TAZ den solidarischen Einsatz der kubanischen Ärzte und Pfleger nicht einfach zur Kenntnis nehmen? Irgend etwas Negatives muss doch zu finden sein... Die offen kubafeindliche Seite dieariodecuba schreibt: "Uno de los preseleccionados, que finalmente no viajó, dijo a DIARIO DE CUBA que los cooperantes deben "firmar un documento en el que renuncian a regresar si contraen la enfermedad en África"." Also, sie haben ANGEBLICH EINEN der ABGELEHNTEN Bewerber (Arzt? Pfleger?) für den Einsatz interviewt. Es gibt nicht die Spur eines Belegs. Beschämend! Ist das Journalismus? Was kann man euch dann überhaupt glauben?

  • Sehr geehrte Bundesregierung, bitte nachmachen!