Ebola-Tagebuch – Folge 18: Wer koordiniert die Koordinatoren?
Ein Afrikaveteran des Auswärtigen Amtes kehrt zurück – als xter internationaler Ebola-Beauftragter. Mehrere Bundesländer verfügen Abschiebestopps.
Deutschland hat jetzt einen Koordinator für Ebola-Hilfe. Walter Lindner, deutschen Afrika-Journalisten in guter Erinnerung, wurde zum „Ebola-Beauftragten“ berufen, wie Regierungssprecher Steffen Seibert Mittwoch in Berlin bekanntgab. Lindner werde dafür sorgen, dass die deutsche Hilfe, egal ob wissenschaftlicher, medizinischer oder humanitärer Art, „in den Ländern maximale Wirkung entfalten kann“.
Wie der 57-jährige Lindner das machen soll, wurde bisher nicht bekannt, aber er hat reichhaltige Erfahrung mit schwierigen Situationen. Er war Sprecher des grünen Außenministers Joschka Fischer und später Afrika-Beauftragter des FDP-Außenministers Guido Westerwelle. Zwischen diesen beiden Ämtern leitete er das Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes, davor war er Botschafter in Kenias Hauptstadt Nairobi. Nach dem überraschende Ende seiner Afrika-Amtszeit in Berlin vor zwei Jahren wurde er Botschafter in Venezuela; von dort nach Guinea, Sierra Leone und Liberia ist nicht einmal ein Breitengradwechsel nötig.
Lindner wird sich nun mit den vielen anderen Ebola-Koordinatoren der Welt koordinieren müssen. Die einstige Grippe-Beauftragte des US-Außenministeriums, Nancy Powell, ist seit einer Woche Ebola-Beauftragte der USA. Die Vereinten Nationen haben gleich zwei Ebola-Chefs, beide aus Großbritannien: David Nabarro als „Ebola-Sonderbeauftragter“, Anthony Banbury als Leiter der „UN-Mission für Ebola-Nothilfereaktion“ (Unmeer), die seit zwei Tagen in Ghanas Hauptstadt Accra ein Hauptquartier ihr eigen nennt, in dem noch nichts passiert.
Es gibt ferner eine Ebola-Mission der Afrikanischen Union namens Aseowa (AU-Unterstützung für Ebola-Ausbruch in Westafrika), die vom ugandischen Generalmajor Julius Okotta geleitet wird. Der EU wird sicher auch noch ein Grund einfallen, eine koordinierende Rolle übernehmen zu müssen.
Derweil geht Deutschland noch einen mutigen Schritt weiter. Ein Verzicht auf Abschiebungen ausreisepflichtiger Ausländer in die betroffenen Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone sei „angemessen“, sagte das Bundesinnenministerium. Hamburg, Niedersachsen und zuletzt Rheinland-Pfalz hatten Abschiebestopps verfügt – Rheinland-Pfalz mit dem Hinweis, man habe sowieso keine Abschiebehäftlinge aus diesen Ländern.
Baden-Württemberg, das einzige Land mit einem grünen Ministerpräsidenten, erklärte hingegen: „Die Situation in diesen Ländern rechtfertigt nicht die Anordnung eines Abschiebungsstopps.“ Da muss wohl Walter Lindner helfen.
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