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Ebola-Tagebuch – Folge 14Ebola weg, alles gut?

In Nigeria wird der Sieg über Ebola verkündet, selbst die Schulen sollen wieder öffnen. Aber nicht alle trauen der guten Nachricht.

Auch die Kleinsten lernen in Abuja wie Hände desinfiziert werden. Bild: reuters

Endlich gibt es Applaus für Goodluck Jonathan. Die UN-Generalversammlung spendierte Nigerias Präsident Applaus, als er vor den versammelten Delegierten sein Land für ebolafrei erklärte. Eine seltene gute Nachricht in Zeiten von Boko Haram, „Bring Back Our Girls“, Korruption und eine im ganzen Land völlig mangelhafte Stromversorgung.

Zwar war die Deklaration möglicherweise voreilig: Seit dem 8. September hat es zwar keine Neuinfektion mehr in Nigeria gegeben, aber erst 42 Tage nach der letzten Neuinfektion gilt Ebola als besiegt. Dennoch kehrt in Nigeria langsam wieder Alltag ein und es ist Entwarnung angesagt.

Nach dem ersten bestätigten Fall vor zwei Monaten hatte Jonathan den medizinischen Ausnahmezustand ausgerufen und weitreichende Maßnahmen in die Wege geleitet: Fiebermessen an Flughäfen, Desinfektion in öffentlichen Einrichtungen sowie die verlängerten Schulferien für alle Schulen, auch die privaten. Schließlich sollten große Menschenansammlungen vermieden werden.

Zwei Fieberthermometer sollen reichen

Aber jetzt ist ja alles gut, also wurde diese Woche der Schulstart wieder vorverlegt. Eigentlich sollten die Tore erst am 13. Oktober wieder öffnen. Mittlerweile drücken die ersten Mädchen und Jungen schon wieder die Schulbank. Die Begeisterung hält sich aber in Grenzen. Denn eigentlich wurde allen Schulen ein Anti-Ebola-Set mit Fieberthermometern, Seifen und Plastikhandschuhen versprochen. Außerdem sollte zumindest ein Teil der Lehrerschaft eine Schulung im Umgang mit Ebola erhalten. In der Oberschule Doka im Norden des Bundesstaats Kaduna, so berichtet der Sender ChannelsTV nun, ist davon aber beispielsweise nichts angekommen. Zwei privat organisierte Fieberthermometer sollen reichen, um jeden Tag bei mehreren hundert Schülern die Temperatur zu messen. Auch Desinfektionsmittel muss die Schule selbst besorgen.

In anderen Bundesstaaten wird lieber gewartet, etwa in der größten Stadt Lagos oder in Rivers im Niger-Flussdelta, wo in der Hauptstadt Port Harcourt die meisten nigerianischen Ebola-Fälle aufgetreten waren. Außer in gut ausgestatteten Privatschulen, die wieder geöffnet haben. Ohnehin scheint sich die kommende Woche gar nicht richtig als Schulwoche zu lohnen. Am Mittwoch 1. Oktober feiert Nigeria seinen Unabhängigkeitstag. Am Samstag ist wegen des islamischen Opferfestes Eid al-Adha ebenfalls Feiertag.

Dabei hat es für die Verlängerung der Ferien durchaus Kritik gegeben. Nigeria ist schließlich bei der Grundschulbildung trauriges Schlusslicht. 10,5 Millionen Mädchen und Jungen, die eigentlich im Grundschulalter sind, besuchen in Nigeria keine Schule, so das Kinderhilfswerk Unicef – mehr als in jedem anderen afrikanischen Land. Die Zahl überrascht niemanden. Nigeria bleibt im weltweiten Vergleich jedes Jahr gleich schlecht. Und viele Lehrer können nicht einmal selber die Mathe- und Englisch-Aufgaben im Grundschulunterricht. Der pünktliche Schulstart hätte das wohl auch nicht besser gemacht.

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3 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Ein besonders krasses Beispiel dafür, wie Ölreichtum die Bevölkerung des Landes arm macht!

    • D
      D.J.
      @Ute Krakowski:

      Sagen wir: Trotz Ölreichtum arm bleiben kann. In den meisten Ölstaaten profitiert die Bevölkerung auch - bzw. in Arabien die Staatsbürger (zwischen dem einen und dem anderen besteht schließlich eine riesige Diskrepanz).

      • @D.J.:

        In den arabischen Staaten liegt auch die Ölförderung wohl zum größten Teil in Händen der Araber, während das in Nigeria ein englischer Ölmulti macht, dem die Nigerianer ziemlich wurscht sind. (Was natürlich eine Mitverantwortung der nigerianischen Regierung nicht ausschließt). "Schwerste Schäden entstanden im Nigerdelta durch die seit mehr als 50 Jahren andauernde Erdölförderung.[22] Wasser und Luft sowie Nahrungsmittel sind verseucht.[23] Laut einer im August 2011 veröffentlichte Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) werden bis zu eine Million Menschen durch die gravierende Umweltverschmutzung bedroht. Eine Sanierung der verseuchten Gebiete wird bis zu 30 Jahre dauern und alleine in den ersten fünf Jahren der vorgeschlagenen Aufräumaktion Kosten in Höhe von einer Milliarde US-Dollar verursachen.[24]

         

        Bei Explosionen von Ölpipelines sind in den letzten Jahren immer wieder zahlreiche Menschen getötet worden. Bei einer Explosion einer Pipeline bei Abule Egba am 26. Dezember 2006 kamen etwa 500 Menschen ums Leben, eine Explosion der Iljegun-Pipeline am 16. Mai 2008 forderte etwa 40 Todesopfer. Im Mai 2010 traten aus einer Pipeline in Akwa Ibom binnen sieben Tagen über 3000 Barrel Öl aus und zerstörten einen der größten Mangrovenwälder der Erde."

        Wegen der Ölförderung wurden Menschen ohne Entschädigung von ihrem Land vertrieben, fruchtbares Land wurde verseucht, ebenso große Teile des Meeres und der Küste - das ist nicht einfach "trotz Ölreichtum arm bleiben". Teilen der Bevölkerung wurde einfach die Lebensgrundlage entzogen, auch wenn das Leben, das sie führten, vielleicht nicht ganz Ihrer Definition von "Wohlstand" entspricht.